Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Guten Morgen,
ich möchte Sie heute fragen: Welche Menschen werden gelobt – von Ihnen oder von anderen? Nicht wahr, im sozialen Bereich sind es heute oft die Wohltäter.
Wohltäter werden gelobt, wenn sie sich über ihre Steuerzahlungen hinaus noch finanziell engagieren. Wenn sich jemand als Mäzen für kulturelle oder soziale Einrichtungen oder als Sponsor an sportlichen oder kulturellen Ereignissen beteiligt, wird dies meist lobend erwähnt. Manchmal werden sogar Stiftungen für medizinische Forschungen, für schulisch-universitäre Bildung, für Entwicklungshilfe gegründet. Das erscheint uns lobenswert!

Auch in der Bibel findet sich da und dort das Lob Gottes für seine Wohltaten. Das Volk Israel lobte Gott dafür, dass er dieses kleine Volk liebt und erwählt hat. Doch diese göttliche Erwählung begründete auch eine ganz besondere Aufgabe! Israel sollte nämlich die Welt zum Gotteslob bewegen. Doch dies gelang nicht immer. Manchmal musste Israel selbst durch tiefste Schrecken hindurch. So erlebte es einmal eine totale militärische Niederlage: Die Bevölkerung des Landes wurde ins Exil gebracht, die Städte und Dörfer waren zerstört. Es war für Israel eine Stunde „null“. Gerade in dieser Stunde gab es einen Mann, der mitten in den Trümmern die Überlebenden dazu aufrief: „Lasst uns unsere Herzen samt Händen aufheben zu Gott im Himmel!“ (Klagelieder 3,14)

Das ist unglaublich. Der Grund für dieses Gotteslob ist das schlichte, nackte Überleben in dieser Katastrophe. Gott wird mitten auf den Trümmern der totalen Niederlage als der Wohltäter gelobt, der einen kleinen Rest des Volkes vor dem sicheren Tod bewahrt hat!

Wie oft erlebe ich in meinem Alltag, dass ich vor einem Unglück bewahrt bleibe: im Straßenverkehr, beim Ausüben meines Berufes oder Hobbies, auch bei meiner Gesundheit und meinen Finanzen. Man kann sein Wohlergehen natürlich auch dem eigenen Handeln zuschreiben. Aber ich möchte für mich persönlich dann, wenn es mir gut geht, das Gute lobend und dankend aus der Hand Gottes empfangen. Und wer weiß: Vielleicht kann ich dann auch das Unglück, das mir widerfahren könnte, aus Gottes Hand annehmen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1930
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