Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manchmal kann der Morgen noch so schön sein, die Stimmung ist trotzdem mies. Aus wer weiß was für Gründen. Oder weil irgendwie alles zu viel ist. Da steht etwas aus, was mir Sorgen macht. Ein schwieriges Gespräch zum Beispiel, eine Prüfung, irgendetwas Unangenehmes. Allein der Gedanke daran, und was da schief gehen könnte - kann mir morgens - sogar schon Tage und Wochen vorher - die Stimmung vermiesen. Wenn ich so drauf bin, würde ich am liebsten im Bett bleiben und die Decke über den Kopf ziehen.
Das geht aber nicht. Und ist auch keine Lösung, meint jedenfalls ein kluger Stratege aus alter Zeit. Der hat einmal so etwas gesagt wie: „Du sollst die Schlacht nicht schon im Voraus als verloren betrauern.“
Das leuchtet mir ein. Etwas betrauern, was noch gar nicht passiert ist – sich sozusagen im Voraus die Decke über den Kopf ziehen, macht eigentlich keinen Sinn. Sinnvoller und auch viel angenehmer wäre doch das Gegenteil, nämlich gute Laune und Tatendrang. Aber wie kommt man raus aus der Miesepetrigkeit, wenn man erstmal drinsteckt?
Die Bibel erzählt dazu eine Geschichte von König Saul:
Sauls Stimmung ist nämlich regelmäßig im Keller. Er weiß genau, er hat noch so manche Schlachten zu schlagen. Aber ob die gut für ihn ausgehen, weiß er nicht. Und genau das schlägt ihm aufs Gemüt. Seine Mitarbeiter haben da aber plötzlich eine Idee. Sie wollen für den König einen echten Musiker engagieren, denn Musik hebt die Stimmung, meinen sie.
König Saul ist einverstanden. Schnell wird ein Harfenspieler geholt und die Rechnung geht auf. In der Bibel heißt es, immer wenn er das Harfenspiel hört „dann wurde es Saul leichter ums Herz, er fühlte sich wieder wohler“ (1Sam 16,23).Saul schöpft Mut und kann wieder weiter machen.
Eine Patentlösung gegen schlechte Laune und Zukunftsängste ist das natürlich nicht.
Mir sagt die Geschichte aber: wenn ich wirklich miese Laune habe, darf ich mir Hilfe suchen. Sogar morgens schon. Sei es, dass ich mich von meiner Lieblingsmusik aufmuntern lasse oder sozusagen meinen ganz „persönlichen Harfenspieler“ herbei hole. Eben etwas oder jemand, der mir Gesellschaft leistet, gut tut und dadurch Mut macht, meine ganz persönlichen Schlachten zu schlagen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19262
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