SWR1 3vor8

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‚Ich kann das alles hier doch nicht aufgeben.‘ Dieser Satz aus dem „Tatort“ von vor zwei Wochen hat sich bei mir festgesetzt. Weil es das nicht nur im „Tatort“ gibt. Oft ist das Leben der Tatort, in dem Menschen ähnlich leben.
Die Frau im ‚Tatort‘ kann nicht, hat sie gesagt, sie will es nicht aufgeben, das Leben, an dem sie hängt. Will ihren Lebensstil retten. Aber das kostet viel Kraft und wirft lange Schatten: Abends lässt sie ihre kleine Tochter allein und prostituiert sich in einem Nobelclub. Sie spürt das ist nicht wirklich „mein“ Leben. Aber sie hängt am alten. An dem, das besser wäre und möglich, lebt sie vorbei. Sie findet die Kraft dazu nicht.
Was kann einen frei machen für Veränderung? In der Geschichte, die heute in den evangelischen Kirchen im Mittelpunkt steht, sagt Jesus:
Wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert, weil er an mich und die Gute Nachricht glaubt, wird es retten.
‚Wer sein Leben retten will, der wird es verlieren.‘
Das kenn ich, nicht nur aus dem Tatort, sondern auch bei mir und anderen.
Manchmal hat es auch mit der Gesundheit zu tun, dass man sein „altes“ Leben retten will: Eigentlich kann man nicht mehr so. Die Gesundheit entwickelt sich halt ‚altersgemäß‘, aber man will sich nicht hineinschicken, ins Neue. Man arbeitet hart an sich. Aber so am Alten fest zu halten, überanstrengt und wird irgendwann falsch.
Und genauso wie man als Einzelner am Alten kleben kann, kann sich auch eine ganze Gesellschaft lähmen. Hängen am Gewohnten. Beispiel: Braucht eine mobile Gesellschaft wirklich so viele, so große Autos in vielen Familien? Viele wissen, dass das nicht ok ist. Aber das Alte aufgeben für etwas unbekanntes Neues, das man sich unbequem vorstellt?
Wer sein Leben verliert, weil er auf mich und die Gute Nachricht vertraut, wird es retten. Ich versteh was Jesus gesagt hat, so: Der Schlüssel für rettende Veränderung, ist Vertrauen. Glauben, das ist ja zuerst vertrauen. Wenn man wagt, gewohntes, bequemes - aber halt auch falsches - Leben loszulassen, wird man gewinnen: Wahreres Leben. Das mehr stimmt als das, das man verlässt.
„Wer sein Leben verliert, weil er mir vertraut.“
Ich höre aus diesen Worten das Versprechen und die Erfahrung: Ich kann Gott vertrauen. Ich werde nicht untergehen im Neuen. Wenn ich das falsche Leben hinter mit lasse, finde ich mit Gottes Hilfe ein Fundament, auf dem ich neu leben kann. Dafür muss ich vielleicht manches aufgeben, aber ich kann vertrauen.

Markus 8,34-37
34 Dann rief Jesus das Volk und seine Jünger zu sich.
Er sagte:
"Wer mir folgen will, darf nicht an seinem Leben hängen.
Er muss sein Kreuz auf sich nehmen und mir auf meinem Weg folgen.
35Wer sein Leben retten will, wird es verlieren.
Wer aber sein Leben verliert, weil er an mich und die Gute Nachricht glaubt, wird es retten.
36Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt,
aber sein Leben dabei verliert? 37Was kann ein Mensch einsetzen, um sein Leben dafür einzutauschen?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19214
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