Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Meine Freundin Cornelia hat ein Netzwerk gegründet. Übers Internet. Für Leute, die bei der Betreuung von Flüchtlingen in Ihrer Kleinstadt mitmachen wollen. Das war im vergangenen Herbst. Und inzwischen arbeiten über 100 Menschen in ihrem Ort dabei mit.
Cornelia hat mir erzählt, wie das gekommen ist.
Es hat damit angefangen, dass im Gottesdienst am Sonntag ein junger Mann aus Eritrea aufgetaucht ist. „Nach dem Gottesdienst stand er da rum und wusste anscheinend nicht weiter“. Cornelia ist die Frau vom Ortspfarrer, da fällt einem so ein Mensch vielleicht eher auf. Jedenfalls hat sie ihn angesprochen, gefragt, ob sie helfen kann. Sie hat erfahren, dass man ihm ein Zimmer zugewiesen hat in einem heruntergekommenen Wohnblock, zusammen mit anderen Flüchtlingen. Aber wie sollte er nun weiter gehen? Der junge Mann war ratlos. Cornelia hat dann herausgefunden, dass dort noch viel mehr Flüchtlinge untergebracht sind. 200 in ihrer Stadt. „Die haben immerhin ein Dach über dem Kopf“, sagt sie. „Aber was für eins. Und sie kriegen ein bisschen Geld. Aber sonst keinerlei Unterstützung. Damit ist das Sozialamt überfordert. Und die Ausländerbehörde auch“.
Da hat Cornelia einen Aushang gemacht. Sie hat alle Menschen, die den Flüchtlingen helfen wollten, zu einem Treffen eingeladen. „Und gleich beim ersten Treffen waren 80 Leute da“, hat sie erzählt. Sie haben gemeinsam überlegt, was man tun müsste und was sie tun könnten. Und dann haben sie dieses Netzwerk gegründet, wo sie sich miteinander verabreden können. „Inzwischen,“ sagt sie, haben wir zum Beispiel eine Handwerkergruppe. „Die helfen den Leuten, ihre Wohnungen herzurichten.“ Unter den Flüchtlingen gibt es auch Kinder, die konnten nicht in die Schule gehen, weil es keinen Lehrer für sie gab. Da hat sich der pensionierte Schulleiter zur Verfügung gestellt mit ein paar anderen Kollegen. Jetzt gibt es jeden Tag wenigstens zwei Stunden Unterricht für die Kinder. Und anschließend Hausaufgabenhilfe mit ehrenamtlichen Helfern. Und Spiele zum Deutschlernen. Inzwischen überlegen sie, was sie noch tun können.
Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich Cornelia bewundere. Und weil sie mir Mut gemacht hat: Man kann eben doch etwas machen. Und es gibt viele, die etwas machen wollen. Es braucht bloß jemanden der anfängt. So wie Cornelia. „Ihr seid das Licht der Welt“ hat Jesus über seine Nachfolger gesagt. Ich habe jetzt gelernt: Auch so ein Netzwerk macht die Welt ein bisschen heller. Und Cornelia sagt: Du glaubst gar nicht, wie viel Freude das macht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19179
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