Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eigentlich sollten Menschen sich keine Bilder machen. Von nichts, was es im Himmel oder auf der Erde gibt. Erst recht nicht von Gott. So heißt jedenfalls das zweite Gebot. Und auch die Muslime dulden keine Bilder, jedenfalls keine religiösen.
„Du sollst Dir kein Bild machen“. Warum? Weil Bilder gefährlich sind. Also kein Bild von einer beispielhaft schönen Frau. Kein Bild von einem gepflegten Vorgarten. Und auch kein Bild von Gott, als altem Mann zum Beispiel, mit wehendem weißem Haar und Bart und funkelnden Augen.
Ich finde, diese Beispiele machen klar, warum solche Bilder gefährlich sind. Plötzlich wollen alle Mädchen schlank sein, wie die „ideale“ Frau auf dem Bild. Die Leute rümpfen die Nase, wenn mein Vorgarten nicht so ist, wie der auf den Fotos in der Zeitschrift.
Bilder legen mich selbst und andere fest. Wenn ich ein Bild vor Augen habe, dann kann ich mir kaum noch etwas anderes vorstellen. Wehe jemand behauptet dann, Gott sei gar kein Mann. Die Bilder zeigen es doch. Bilder machen einen unfrei. Mit Bildern kann man Menschen manipulieren.
So gesehen, hat dieses zweite Gebot „Du sollst Dir kein Bild machen“ einen guten Sinn.
Jetzt sagen Sie bestimmt: Die meisten Kirchen sind doch voll mit Bildern. Wieso das denn?
Aber hat nicht Gott selbst ein Bild von sich gegeben? In Jesus Christus ist er zur Welt gekommen. Da hat Gott sich selber gewissermaßen ein Gesicht und eine Gestalt gegeben. Damit die Menschen sich ein Bild machen können. Dann muss es doch auch möglich sein, Bilder von Jesus zu malen, in Stein zu hauen oder aus Holz zu schnitzen. Damit die Menschen sehen können, welches Gesicht Gott sich selbst gegeben hat. Überhaupt werden ja viele Geschichten erzählt davon, welche Erfahrungen Menschen mit Gott gemacht haben. Warum sollte man die nicht auch in Bildern festhalten?
Nun gibt es also viele Bilder. Viele unterschiedliche Bilder von Jesus. Viele, viele Bilder zur biblischen Geschichte. Unzählige Bilder von allem, was auf der Erde und im Himmel ist. So kann niemand mehr auf die Idee kommen zu sagen: So wie dieses eine Bild ist Gott. Ich weiß es genau. Und so muss eine schöne Frau aussehen. Alle anderen sind nicht schön. Die vielen verschiedenen Bilder: die machen frei. In jedem ist etwas Richtiges und wichtiges.
Und das zweite Gebot? In der Bibel gibt es eine weitere Aufzählung der 10 Gebote. Da wird anders gezählt. Da heißt das zweite Gebot: Du sollst Gottes Namen nicht missbrauchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19178
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