Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Peace is divine – Frieden ist göttlich“. Das steht am Heck des Busses mit dem James und Muhammad durch Nigeria fahren. Nigeria, dieses zerrissene Land, auch durch Religion zerrissene Land. Zerteilt in einen muslimischen Norden und in einen christlichen Süden. Und in der Mitte prallen Vertreter dieser beiden Weltreligionen aufeinander. So wie James und Mohammad, früher. Vor 20 Jahren waren sie Todfeinde. James Wuye war Führer einer christlichen Miliz. Muhammad Ashafa Führer einer islamistischen Kampftruppe. James hat seine rechte Hand verloren. Vermutlich einer von Muhammad’s Leuten hat sie ihm abgehackt. James Leute haben zwei Vettern und den spirituellen Lehrer von Muhammad umgebracht. Sie hatten also beide genug Grund sich zu hassen und den üblichen Weg von Gewalt und Gegengewalt weiter zu gehen. Was aber hat sie davon abgehalten?                                                                               Die Antwort darauf ist fast schon Legende. In der einen Version soll ein alter, weiser Journalist bei einem Treffen ihre Hände ineinander gelegt und gesagt haben: „Ich kenne Euch, Ihr seid harte Jungs, aber Euch beiden traue ich zu, in diesem Land Frieden zu stiften.“ In einer anderen Version meditierte Muhammad nach einem Treffen mit James die 41. Sure des Korans, in der es heißt: „Die gute Tat ist der schlechten nicht gleichzustellen. Erwidere die schlechte, die Dir geschieht, mit einer guten. So wird derjenige, der ein Feind war, zu einem engen Freund.“ Dieser Satz habe Muhammad getroffen wie der Blitz. Ganz so schnell sind er und James aber nicht Freunde geworden. Es hat schon eine ganze Zeit lang gebraucht bis James sein Messer bei ihren Begegnungen zu Hause gelassen hat. Und bis sie sich wirklich vertrauen konnten. Jetzt aber touren die beiden durch Nigeria und veranstalten Friedensworkshops für Polizei und Religionsführer. Sie arbeiten als Seelsorger und begeben sich dabei mitten in die brandgefährlichen Krisengebiete Nigerias. Sogenannten Realisten, die ihre Arbeit für den berühmten Tropfen auf den heißen Stein halten, erzählt Muhammad Ashafa seine Lieblingsfabel:

„Ein winziger Vogel fliegt unermüdlich zu einem Fluss und nimmt ein paar Wassertropfen mit seinem Schnabel auf, um einen Waldbrand zu löschen. Die anderen Tiere verspotten ihn. Der Vogel meint nur: ‚Das Wenige, was ich tun kann, tue ich! Worauf ihm die Elefanten zu Hilfe kommen und den Brand löschen…“

(Quelle: Michael Gleich/Peace Counts www.peace-counts.org/lesen/reportagen/)

 Diese Sendung beruht auf Aktivitäten der  Berghof - Foundation Tübingen. Informationen dazu unter :

www.berghof-foundation.org

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19058
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