Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich koche gerne. Am liebsten ohne Rezept.
Und ich lebe gerne. Und auch beim Leben mag ich es lieber ohne Rezept.
Es ist eine Sache der Einstellung, sagen manche. Man muss es im Gefühl haben.
Ist es also einfach Glücksache, ob es etwas wird beim Kochen und im Leben?
Beim Kochen – auch ohne Rezept – gibt es trotzdem ein paar Regeln, die nicht unbeachtet bleiben dürfen, wenn das Ganze gelingen soll.
Salzkartoffeln setzt man mit kaltem Wasser auf. Nudeln gibt man in kochendes Wasser. Wenn man solche Grundregeln beachtet, dann klappt es meist.
Und so ist es auch im Leben. Kein Rezept. Keine Gelingt-immer-Garantie.
Aber einfache Dinge, die zu beachten sind.
Ein Geheimtipp ist für mich der Dank.
Ich meine nicht den Dank auf Karten, per mail oder Telefon. Auch nicht den in Reden bei einer Betriebsfeier. Es geht mir gar nicht in erster Linie ums Sagen und Aussprechen. Es geht mir um das ehrliche Wahrnehmen und Wertschätzen der guten Dinge in meinem Leben.
Menschen, die mir seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden bleiben, auch wenn ich mich nur selten melde. Oder ich staune, welch zuverlässige Partner unsere Handwerker sind, wenn sie mit viel Erfahrung und Knowhow die Heizung wieder flott machen.
Ein anderer sieht vielleicht die vielen tausend Kilometer, die er im vergangenen Jahr gefahren ist ohne die kleinste Schramme, von Unfall ganz zu schweigen.  
Beachten, was mir Gutes geschehen ist und geschieht, trägt zum Gelingen bei.
Nun finden manche Menschen: das ist viel zu positiv.
Sie sagen: Wofür soll ich denn danken? Was gibt es denn da zu entdecken? Meine Schmerzen? Oder mein Alleinsein?
Ein anderer meint: Ich habe noch nie etwas geschenkt bekommen. Selbst meine Eltern haben sich nie wirklich um mich gekümmert.
Meine Erfahrung ist: Wenn es gelingt, auch nur eine einzige Sache zu finden, die gut für mich gelaufen ist, oder einen Menschen, der zu mir hält – das verändert das Ganze.
Das graue Immer-ich und Keiner-hilft-mir wird aufgebrochen.
Je aufmerksamer ich die kleinen Dinge beachte, für die ich trotz allem froh und dankbar sein kann, desto besser geht es mir.  
Damit bin ich noch nicht gesund.
Damit ist auch der Streit um meinen Arbeitsplatz noch nicht entschieden.
Trotzdem: Entdecken Sie eine gute Seite - und wenn es eine von gestern ist. Und lassen Sie nicht keinen, sondern wenigstens einen guten Faden an Ihrem Gegner. Dann können Sie viele andere Rezepte vergessen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=19006
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