Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In diesem Jahr fiel mir die Weihnachtspredigt besonders schwer. „Friede auf Erden?“ - Wie soll man dieser Botschaft der Engel in Bethlehem trauen, wenn die Welt aus allen Fugen geraten ist?

Selbsternannte „Gotteskrieger“ schänden und morden in Afrika und im arabischen Raum und scheuen nicht einmal davor zurück, Kinder hinzurichten. Gerade mal ein paar Flugstunden von uns entfernt, werden einfach Grenzen verschoben und schnelle Eingreif-Truppen mobilisiert. Der Krieg, dieser Grufti, den wir hier schon fast tot geglaubt hatten, meldet sich – frech grinsend und quicklebendig – aus der Rumpelkammer zurück. Und nun werden die Verteidigungshaushalte aufgemöbelt, Kanonen entrostet und Waffen in Krisengebiete geliefert.

Aber halt! War da nicht mal was? Solange ist es doch noch nicht her, dass wir Rosen in Gewehrläufe gesteckt, Panzer mit Friedenstauben geschmückt und Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet haben. Kilometerlang zogen sich lebendige Friedensketten übers Land – alles in der Absicht, den Krieg ein für allemal zu ächten. -  Und nun?

Es scheint, dass solche Mörderbanden wie im Irak und in Afrika nur mit Gewalt zu stoppen sind. Dennoch dürfen wir den klaren Blick nicht verlieren: Der Krieg war noch nie fähig, Konflikte menschenwürdig, gerecht und dauerhaft zu lösen. Er kann vielleicht Grenzlinien verschieben, doch hinter denen bleibt der Unfriede wohnen.

Gerade jetzt dürfen Christinnen und Christen – zusammen mit allen Menschen guten Willens – die Vision vom „Frieden auf Erden“ nicht verlieren. Das könnte Gewalttätern und Potentaten ja so passen! Nun gilt es, der zunehmenden Gewalt ein noch größeres Potential an Gewaltlosigkeit entgegenzustellen.

Die Abrüstung beginnt schon im Kinderzimmer: Schießzeug – ob als Hard- oder als Software – hat dort nichts zu suchen! Es führt ohnehin nur zur Verblödung. Kinder müssen lernen, Konflikte mit Argumenten und nicht mit der Knarre auszutragen. Für uns alle aber gilt: „Null-Toleranz“ gegenüber der Gewalt auf den Straßen, gegen Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit.

Doch Abrüstung ist nur das eine. Notwendig ist ein „Nachrüstungs-Beschluss“ für die einzige panzerbrechende Waffe, die Liebe. Sie setzt auf Dialog und Versöhnung, ist einfühlsam und zärtlich und doch, so glaubt die Bibel, stark wie der Tod (Hohes Lied 8,6). Sie kann den Kampf mit ihm gewinnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18973
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