SWR1 3vor8

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Die Schwaben gelten als „Häuslesbauer“. Für manchen gibt es nichts Größeres im Leben. Und weil ich auch einer bin, habe ich bei der Bibelstelle besonders genau hingehört, die heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen wird. Da geht es nämlich auch um einen Hausbau. Allerdings um einen ganz speziellen. Im Zweiten Buch Samuel wird davon berichtet, dass König David Gott ein Haus bauen will. Auf einmal überkommt ihn der Gedanke, dass es dafür jetzt höchste Zeit sei.

David sitzt als König fest im Sattel. Er hat sein Reich geordnet und sich eingerichtet. Auch häuslich. Wobei man annehmen darf, dass es sich um einen stattlichen Königspalast gehandelt hat. Trotz der äußeren Sicherheit hat er kein gutes Gefühl. Gott gegenüber. Und das bespricht er mit Natan, der sein Vertrauter in solchen Angelegenheiten ist. Er sagt zu ihm: „Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz, die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt“ (2 Sam 7,2). Unüberhörbar spricht aus diesen Worten Davids schlechtes Gewissen. Er ist zwar der König. Gleichzeitig weiß er immer noch, wem er das alles verdankt. So fasst er den Plan, dieses Problem so schnell wie möglich aus dem Weg zu räumen. Er beschließt, Gott ein Haus zu bauen. Und Natan unterstützt ihn.

Aber es kommt anders. Gott will kein Haus. Und schon gar keines, das David ihm baut. Der Prophet Natan stellt David deshalb im Auftrag Gottes die folgende Frage: „Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?“ (2 Sam 7,5). Das klingt fast so, als ob Gott sich über den König seines Volkes lustig machen wollte. Es könnte aber auch eine Warnung sein: David soll auf dem Boden der Tatsachen bleiben und die Verhältnisse nicht umdrehen. Wenn Gott sich ein Haus bauen will, dann braucht er David nicht dazu. Aber er will gar nicht. Dass seine Behausung ein Zelt ist, passt zu Gott viel besser: Schließlich will er sich nicht abschotten, sondern mitten unter den Menschen seine Wohnung haben. Am Ende der kleinen Kontroverse gibt Gott seinem König ein Versprechen: „Dein Haus (und dein Königtum) sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben“ (2 Sam 7,16). Es geht offenbar um mehr als Zedernholz und Zeltplanen, wenn Gott etwas baut.

In wenigen Tagen ist Weihnachten. Die Christenheit feiert, dass Gott seine Wohnung auf unserer Welt genommen hat. In dem Menschen Jesus aus Nazareth. In jedem Menschen. Und diese Wohnung ist viel wertvoller und wichtiger als jedes Haus, das ich bauen könnte.

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