Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Manchmal hab ich das Gefühl, ich habe zu wenig Phantasie zum Schenken. Ich hätte sie gern. Aber dann hat der oder die schon alles. Und dann: Also doch ein Gutschein?
Damit kann ich ich zwar die ärgste Schenk-Not beheben. Aber das Gefühl von Phantasie und Spaß beim Schenken, das löst das bei mir nicht aus. Und den Ehrgeiz habe ich schon, als Schenkender, auch als Mann. Oder grad als Mann.
Aber vielleicht bin ich ja gar nicht phantasielos, sondern geh nur falsch ran an die Sache. Vielleicht ist ja schon meine Frage der Phantasiekiller: „Was (!) soll ich schenken?“ So eine Frage setzt keine Phantasie frei.
Ich habe in einem Kalender einen Satz gelesen, der hat vielleicht das Potential, meine Phantasie zu wecken. Da stand:
„Ein Geschenk ist eine Botschaft, kein Gegenstand. Vielleicht ist das der Grund, warum wir Geschenke verpacken. Schön sollen sie sein, nicht nützlich.“ (der andere Advent 6.12.2014)
Kein Gegenstand, eine Botschaft.
Das heißt, nicht fragen: „Was soll ich schenken?“ Sondern eher: Was möchte ich sagen beim schenken? Meinem Sohn, meiner Mutter? Einer Freundin. Den Flüchtlingen im Asylbewerberheim?
Ich glaube, so gefragt kommt Phantasie leichter ins Schwingen. Was wollte ich immer schon mal sagen? Oder wieder mal.
Was ist lange unausgesprochen geblieben ist? Oder hat nur dünne Worte gefunden. In ein Weihnachtsgeschenk könnte ich es jetzt vielleicht schön verpacken.
Zwischen Partnern zB: „Ich find Dich immer wieder attraktiv, als Mann, als Frau. Ich komm nur so selten dazu, es zu sagen. Aber jetzt: Mit den dekorativsten Dessous, die ich finden konnte, sag ich es Dir.“
Oder die Flüchtlinge, die zwar ihr Leben in Sicherheit gebracht haben bei uns. Wie kann man ihnen sagen, dass dieses Land nicht kalt für sie sein soll, sondern dass sie uns willkommen sind.
Was will ich sagen, wenn ich was schenken will? Wenn man so fragt und dabei die Phantasie in Schwung kommt, dann machen wir es eigentlich wie Gott an Weihnachten, finde ich. Als Gott Mensch geworden ist, ging es ihm auch um eine Botschaft:
„Friede auf Erden, für alle Menschen guten Willens,“ haben die Engel verkündet. Damit jeder verstehen kann, was Gott mit dem Kind in der Krippe sagen will. So steht das in der biblischen Weihnachtsgeschichte.
Ich will versuchen, mich zu Weihnachten daran zu orientieren. Nicht einen Gegenstand suchen, sondern eine Botschaft von mir einpacken. Ein Stück von mir. Ein schönes. Ein herzliches. Was gut tut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18874
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