Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Warum hat Gott an Weihnachten ein kleines Kind geschickt? Ich ahne es, je älter ich werde. Lange hatte er es ja mit Erwachsenen versucht. Mit gestandenen Männern und Frauen. Propheten hat Gott geschickt: Mose, Jeremia, Hulda. Die haben den Menschen Gebote gebracht. Sie haben gedroht, gelitten, geworben, gewarnt‚ macht Frieden’.
Manchmal hat Gott es auch wohl auch derb versucht. Vielleicht lernt die Menschheit ja aus Klimakatastrophen. Oder Kriegen.
Aber bisher sind wir Menschen fast immer rückfällig geworden.
Jetzt hilft nur noch ein Kind, hat sich Gott da gesagt, erzählt die Bibel. Und ist selber Mensch geworden, im Stall in Bethlehem. Vielleicht lassen sich die Menschen davon zum Besseren anrühren. Das war die Idee.
Ist seine Rechnung aufgegangen? Vielleicht hat Gott uns Menschen ja mehr zugetraut. Dass Sie und ich uns mehr bewegen lassen.
Aber ich bin sicher. Gott hat mit Jesus die Welt verändert. Kann in Ihnen und mir immer wieder unser Bestes wach rufen. Wenn ich mich berühren lasse. Vom kleinen Jesus und von jedem Kind, das auf diese Welt kommt.

Ja ich glaube, in jedem Kind, wird ein Stück von Gott lebendig. Ich habe es in dieser Adventszeit zweimal gespürt. Wie Kinder mich bessern können. Menschlicher und friedlicher machen.
Letzte Woche: Berufsverkehr. Die S-Bahn übervoll. Alle Leute ein bisschen mufflig. Und dann steigt auch noch eine Truppe Kindergartenkinder ein. Quirlig, laut. Einer der Knirpse drückt sich direkt neben mich. Hält sich an einer Stange fest. Dann lässt er los. Und als er wieder zufassen will, erwischt er mein Hosenbein. Schön, diese kleine Hand. Da merkt er, dass er sich vergriffen hat, schaut erschrocken hoch. Ich kann nicht anders als ihn anzulächeln. Die Muffeligkeit ist weg. Verdienen es diese Kleinen nicht, dass wir Ihnen eine bessere Welt hinterlassen?
Und das zweite Erlebnis: Im Krankenhaus. Mein Zimmernachbar bekommt Besuch. Paquita. Seine kleine Tochter. Zwei Jahre. Sie macht sich Sorgen um ihren Papa. „Papa krank?, fragt sie. Aber dann lebt sie die Sorgen einfach weg. Sie hüpft auf seinem Schoß herum. Plappert auf ihn ein. Bringt Lebensmut ins Zimmer. Zukunft. Neues Leben. Ein kleines Gottesgeschenk. Sie steckt uns an, sich mit ihr zu freuen und zu lachen.
Ich glaube, das war der Plan, als Gott uns dieses Kind in die Krippe und ans Herz gelegt hat. Dass er so unsere alte Welt neu macht. Uns zum Guten rührt. Und Lust gibt, zu hoffen. Dass alles neu und gut werden kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18873
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