Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Gehen Sie auch nicht gern ins Krankenhaus? Wie ich das verstehen kann. Um Krankenhäuser machen wohl die meisten von uns lieber einen Bogen. Als Patient rein, lieber nicht. Aber auch jemand besuchen. Gern und unbeschwert macht das kaum jemand. Ich muss mich immer ein bisschen überwinden.
Krankenhaus das ist irgendwie eine andere Welt. Diese Gerüche. Diese ewig langen Flure. Die weißen Kittel, irgendwie hat man das Gefühl, man kommt in so eine Art Zwischenwelt. Hier ist das Leben labiler, langsamer. Die Menschen wackeliger. Man muss den Gedanken zulassen. Hier wird auch gestorben. Zwischenwelt. Vielleicht kein Wunder, dass man immer ein bisschen Anlauf braucht, um jemanden dort zu besuchen.
Andererseits: Eigentlich ist Krankenhaus ganz normal. Krank sein, wieder gesund werden wollen. Gehören genauso zum Leben wie arbeiten gehen oder Spaß haben.
Hunderttausende sind jetzt „drin“, werden gerade geweckt, gepflegt, nachher womöglich operiert, machen sich Sorgen, haben eine schwere Nacht hinter sich. Hoffen, dass sie bald wieder raus dürfen. Oder wissen nicht, ob sie es noch einmal schaffen. Haben vielleicht geweint oder schicken ihr Gebet zum Himmel. ‚Hoffentlich.‘
Hunderttausende, gerade jetzt. Krankenhaus ist nur scheinbar andere Welt. Eigentlich ist es so normal wie ein Schulzentrum, ein Kinocenter oder ein Baumarkt auf der der grünen Wiese. Eigentlich.
Trotzdem ist für die meisten von uns die Schwelle zu Menschen, die im Krankenhaus liegen, höher. So einen Besuch muss man sich vornehmen.
Anscheinend ist das früher schon so gewesen. Sonst hätte Jesus doch nicht sagen müssen: Kranke besuchen, das ist eins von den besonders schönen und besten Dingen, die man für einen Menschen tun kann. Kranke besuchen und Nackte kleiden, Gefangene besuchen und Armen zu essengeben: Das gibt uns einen Vorgeschmack darauf wie es ist, wenn Gottes Welt kommt.
Darum bitte: Trauen Sie sich über die Schwelle zu Kranken. Halten Sie Verbindung von draußen nach drinnen. Schreibt SMS. Whats appt. Geht hin. Es muss nicht lang sein, man muss einem Kranken nicht auf die Nerven gehen und ihn strapazieren. Aber enthaltet ihnen das Leben draußen nicht vor. Zeigen wir ihnen dass sie „normal“ sind und zu uns gehören. Ein Besuch bringt Leben ins Krankenhaus. Bei manchem Besucher hat man als Kranker das Gefühl. Jetzt ist ein Engel da.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18871
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