Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Gott ist tot. Das schreibt die 17 jährige Madeleine in einem Aufsatz. Sie ist Atheistin und findet die Welt von Tag zu Tag absurder.  

Die Rede ist von Madeleine Delbrêl. Sie wurde am Beginn des 20. Jahrhunderts in Frankreich geboren. Madeleine Delbrêl ist hochbegabt. Sie studiert bereits mit sechzehn Jahren Philosophie in Paris. Sie fragt leidenschaftlich nach dem Sinn des Lebens, sie fragt und grübelt, doch sie findet keine Antwort. Der Tod scheint für sie das einzig sichere zu sein.

Und dann geschehen zwei Dinge gleichzeitig:

Zum einen lernt sie an der Uni eine Gruppe Studenten kennen, die sie beeindrucken. Sie sind realistisch, weltoffen und clever. Und ausgerechnet für diese Realisten ist Jesus eine lebendige und wichtige Person. Für Madeleine passt das nicht zusammen.

Zum anderen trennt sich ihr Freund von ihr – um ins Kloster zu gehen. Er will Dominikaner werden. Mit ihm konnte sie sich die Zukunft vorstellen. Nun bricht für Madeleine die Welt zusammen. Sie ist enttäuscht. Nichts ist beständig. Und sie fühlt sich bestätigt: alles hat ein Ende. Der Tod behält wohl immer das letzte Wort.

Doch damit will sie sich nicht zufrieden geben und sie beginnt zu suchen.

Es gibt keinen Beweis, dass es Gott gibt. Es gibt aber auch keinen dafür, dass es ihn nicht geben könnte. Und so startet sie ein Experiment: Fünf Minuten am Tag denkt sie still an Gott. Sie beschreibt es an einer Stelle so:

„Wenn ich aufrichtig sein wollte, durfte ich Gott (...) nicht so behandeln, als ob er ganz gewiss nicht existierte. Ich wählte deshalb, was mir am besten meiner veränderten Perspektive zu entsprechen schien: ich entschloss mich zu beten.“

Dieses Gebet gibt ihr die Gewissheit, dass Gott existiert - eine Erfahrung, die Madeleine verändert und prägt. Sie beginnt, Gott in ihrem Leben einen festen Platz einzuräumen und zwar in ihrem ganz gewöhnlichen Alltag. Mittendrin in allem.  

Das einzige, was man dafür tun muss, sagt sie, ist die kleinen Pausen im Alltag entdecken und diese Momente nicht zu verschwenden, sondern sich mit ihnen bewusst zu verbinden. Für Madeleine sind das solche Situationen: „Während die Suppe langsam aufkocht, während wir beim Telefon auf den Anschluss warten, während wir an der Haltestelle nach dem Bus Ausschau halten, während wir eine Treppe hinaufsteigen oder während wir im Garten für den Salat ein wenig Petersilie holen.“

Das alles sind Momente, um Gott zu begegnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18697
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