Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wolfgang Amadeus Mozart. Als Komponist ist er vielen bekannt und vielleicht auch als fleißiger Briefeschreiber. Er hat viele Briefe geschrieben, an Freunde, Bekannte und die Familie. Die meisten gingen an seinen Vater Leopold.

„Der wahre Endzweck unseres Lebens ist der Tod.“ Heißt es in einem dieser Briefe.

„Und deshalb, “ so schreibt Mozart weiter, „habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freund des Menschen bekannt gemacht.“

Diese Sätze stammen aus Mozarts letztem Brief an seinen Vater. Der Vater ist schwer krank. Mozart weiß nicht, ob er ihn noch einmal wiedersieht. 

Ich finde es erstaunlich, dass er in dieser Situation vom Tod als dem besten Freund des Menschen spricht. Nicht nur heute haben viele Menschen Angst vor dem Tod. Diese Angst findet sich quer durch die Geschichte in allen Epochen. Auch zur Zeit Mozarts.

Aber er freundet sich mit dem Tod an: „Ich lege mich nie zu Bette ohne zu bedenken, dass ich vielleicht den andern Tag nicht mehr sein werde“, schreibt er.

Mozart rechnet also mit dem Tod. Jeden Tag. Das macht ihn nicht mürrisch oder traurig, sondern er begreift, dass der Tod eben zum Leben dazugehört.

Und dieser Tod hat viele Namen: eine Krankheit, die mich völlig aus der Bahn wirft, älter werden und feststellen, dass im Leben nicht mehr alles möglich ist, an einer Aufgabe scheitern und etwas nicht so hinbekommen, wie ich es mir gewünscht habe. In diesen Situationen macht sich der Tod in kleinen Portionen schon heute im Leben breit.

Und dennoch: ein Leben ohne Tod klingt zwar verlockend, aber unsere Lebenszeit wird erst durch den Tod wertvoll und kostbar. Ohne ihn wäre vieles im Leben beliebig. 

Als Christin glaube ich außerdem, dass der Tod nicht das letzte ist. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Keine Wiedergeburt in einer Endlosschleife, sondern ein Leben bei Gott. Und ich glaube, dass jeder Moment, in dem wir glücklich sind, ein Vorgeschmack ist auf das, was uns Menschen nach dem Tod erwartet. Jede Zuwendung eines anderen Menschen, jede Zärtlichkeit und jeder frohe und zufriedene Moment, vermitteln mir eine Idee, wie dieses ewige Leben sein wird.

In Mozarts Brief lese ich genau das. Er hat sich den Tod zum Freund gemacht. Und so kann er auch sagen, dass der Tod nichts Erschreckendes mehr für ihn hat, „sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes!“

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18695
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