Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Was nicht umstritten ist, ist auch nicht interessant.“, hat Goethe einmal gesagt. Wenn alles ganz einfach wäre, wenn wir Gott beweisen und erklären könnten, wären wir schnell mit ihm fertig.
Gott ist ganz anders, als alles was wir kennen und uns vorstellen können. Gott ist spannend, aber auch umstritten und es gibt tausend Gründe, an seiner Existenz zu zweifeln.
Die Frage ist: Wie genau muss alles bewiesen sein, damit ich glauben kann? Wieviel Zweifel kann ich tolerieren, um mich auf Gott einzulassen?
Kennen Sie Steckwürfel für kleine Kinder? Solch ein Würfel hat verschiedene Ausschnitte wie Kreis, Dreieck und Quadrat. Dazu gibt es entsprechende Figuren, die immer nur genau durch einen der Ausschnitte gesteckt werden können. Kinder lernen auf diese Weise die verschiedenen Formen kennen. Was sie auch lernen ist, dass man nicht alles Beliebige durch die Ausschnitte stecken kann. Der kleine Teddy passt einfach nirgends hindurch.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir Menschen mit der Frage nach Gott ähnlich umgehen, wie die Kinder mit ihrem Teddy. Wir haben verschiedene Möglichkeiten etwas zu erkennen und in uns aufzunehmen. Das sind vor allem unser Verstand, die Sinnesorgane und unsere Emotionen. Diese Zugänge sind wie die Ausschnitte beim Steckwürfel. Was nicht durch eine dieser Schablonen passt, lassen wir nicht in uns hinein.
Auch Gott passt da nirgends durch. Er ist zu groß, zu andersartig. Dabei wünschen sich viele, an Gott glauben zu können. An jemand, an den man sich mit allem wenden kann und der Interesse an mir hat. Aber ist das nicht zu schön um wahr zu sein? Kann man sich als denkender Mensch auf etwas einlassen, das man nicht beweisen kann?
Ich bin überzeugt, ich muss Gott gar nicht beweisen und ihn durch die Löcher meines Steckwürfels pressen. Ein kleiner Junge hat mir gezeigt wie es gehen kann: Er machte den Würfel einfach auf - und siehe da, auf einmal passte auch der Teddy hinein.
Sich zu öffnen, das ist der Weg! Die übernatürliche Wirklichkeit Gottes erschließt sich mir nur auf übernatürliche Weise und nicht, indem ich ein logisches Fazit ziehe. Dann erlebe ich, wie Gott sich selbst offenbart, den Schleier lüftet und mir eine Begegnung mit sich schenkt. Dann weiß ich, dass Gott da ist, auch wenn mein Verstand noch viel Fragen hat. Im Alten Testament heißt es einmal: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen (Jeremia. 29,13f).“ Sich für Gott öffnen – damit fängt es an.

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