Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ob im Himmel wohl Deutsch gesprochen wird und dort unsere typisch deutsche Ordnung herrscht? - Sie müssen wissen, ich bin Pastor einer Gemeinde mit vielen internationalen Besuchern. Unsere Gottesdienste werden ins Spanische und Englische und bei Bedarf auch in weitere Sprachen übersetzt. Da gibt es Japaner und Chinesen ebenso wie Afrikaner oder Latinos. Das ist faszinierend und herausfordernd zugleich.
Die Herausforderung besteht darin, für unsere internationalen Gäste offen zu sein, ohne unsere eigene Identität zu verlieren. Wir wollen eine deutsche Gemeinde sein, die für Deutsche mit ihren spezifischen Lebensfragen attraktiv ist. Aber gleichzeitig möchten wir Menschen aus anderen Ländern eine Heimat bieten.
Das ist aber nicht so einfach, denn alles Fremde verunsichert zunächst einmal. Ist es richtig oder gar besser, wie die anderen leben und glauben? Da können einem schon einmal Zweifel kommen – an den anderen und an uns selbst. Man muss damit umgehen und es ertragen lernen. Aber ohne solche Toleranz geht es nicht.
Ich habe begriffen: Unsere gesamte Gesellschaft ist in den letzten Jahren international geworden. Für uns als Gemeinde bedeutet das: Die Angebote für Ausländer sind nicht ein weiterer Arbeitszweig, vergleichbar der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren. Vielmehr ist das gesamte Gemeindeleben betroffen, auch die klassischen Felder der Kinder und Jugendlichen oder die Frauenarbeit. Überall begegnen uns Menschen aus anderen Ländern. Für uns heißt das, Gemeinde ganz neu zu erfinden. Gemeinde Zwei-Punkt-Null sozusagen.
Unser großer Vorteil ist dabei der gemeinsame Glaube. All diese Menschen wollen ja Christus begegnen oder sind auf der Suche nach Gott. Das ist ein ganz starkes, verbindendes Element. Ja mehr noch: Der Glaube ermöglicht ein Vorschussvertrauen in den anderen.
Mit diesen Erfahrungen im Kopf bekommt der Bericht über die Gründung der ersten christlichen Gemeinde vor 2000 Jahren eine ganz neue Aktualität. Damals fragten sich die Menschen aus aller Herren Länder: „Wie kommt es, dass jeder von uns die Apostel in seiner Muttersprache reden hört?“ (Apostelgeschichte 2,11) Ich denke, weil sich Gott unser Miteinander genau so und nicht anders vorstellt: Wie eine internationale Gemeinschaft die durch ihn verbunden ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18682
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