SWR1 3vor8

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Sie hat es getan: Brittany Maynard hat sich umgebracht. Sie hatte Krebs und wollte ihrem Leben ein Ende setzen, bevor sie es nicht mehr erträgt. Sie hat das öffentlich angekündigt. Deshalb haben viele wieder darüber gesprochen, ob Todkranke ihr Leid verkürzen dürfen.
Aber ich finde es wichtig, nicht nur über Sterbehilfe nachzudenken. Sondern vor allem darüber, was zum Leben hilft und wie man mit schwerer Krankheit umgehen kann. Was einem dabei helfen kann, zu leben, obwohl das Leben schwer ist. Ein Zitat von Paulus gefällt mir da ganz gut. Es geht darum, wie es hier auf der Erde ist – und Paulus sagt, dass das Leben auch schwer ist und dass es schlimm sein kann. Paulus schreibt dazu: „Unser Zelt hier auf der Erde wird abgebrochen werden. Und dann bekommen wir von Gott eine neue Bleibe – ein Haus im Himmel, das für immer bleibt.“ (2. Kor. 5,1) Darüber wird heute in den evangelischen Gottesdiensten gesprochen.
In einem Zelt zu leben statt in einem Haus – das ist unsicher und dem Wetter ausgesetzt. Aber ein Haus ist fest und sicher. Paulus sagt: Wenn ich einmal bei Gott sein werde, dann ist es wie in einem festen Haus. Da bin ich zu Hause und geborgen. Diese Perspektive, einmal bei Gott zu und dort zu Hause zu sein - die gibt Paulus Kraft. So kann er das Schwere hier im Leben besser aushalten.
Ich verstehe ihn so: Wenn ich weiß, dass es noch einmal anders wird, dann kann mir das Kraft geben. Mir ist es schon so gegangen, als ich mal eine schwierige Zeit hatte. Da war es für mich gut, wenn ich mir bewusst gemacht habe: Eines Tages fällt das nicht mehr ins Gewicht. Und es hat mir geholfen, wenn mir jemand gesagt hat: Es wird auch wieder anders sein. Vielleicht braucht es auch bei schwerer Krankheit Menschen, die einem das sagen. Die einem Hoffnung machen auf das neue Leben bei Gott. Und die auch zeigen, dass sie für einen da sind und dass man ihnen wichtig ist. Ich glaube, das kann eine Hilfe sein, dass ich am Leben festhalten kann.
Ich weiß nicht was Brittany Maynard am Ende gedacht hat und ob es für sie noch möglich war, Hoffnung zu haben. Denn ich habe auch schon Menschen kennengelernt, die haben tatsächlich keine Hoffnung mehr für sich gesehen. Aber ich finde, nur über Sterbehilfe nachzudenken, greift trotzdem zu kurz. Ich glaube, dass der Gedanke: Bei Gott habe ich noch eine andere Zukunft – dass der zum Leben helfen kann.

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