SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

Wer mit leichtem Gepäck auf Reise geht, der tut sich etwas Gutes!
Der hat nicht so schwer zu tragen.
Jeder, der schon mit dem Rucksack unterwegs war, kennt das: jedes Gramm Gewicht zählt! Schließlich muss ich alles, was ich einpacke mit eigener Kraft den Berg hochschleppen. Da packt man dann Sachen ein und wieder aus, wiegt die Dinge in der Hand und denkt nach: brauch ich das wirklich?
Mit leichtem Gepäck auf Reise gehen und mit viel Erlebtem zurück kehren – dann habe ich gut gepackt! Das kann man sich jetzt vornehmen, wenn man verreist in den nächsten Tagen und Wochen und in Urlaub fährt.

Ich finde das mit dem leichten Gepäck aber auch ein schönes Bild für meine Lebensreise. Mit leichtem Rucksack unterwegs sein! Das wünschen sich viele. Aber das ist ja gar nicht so einfach! Denn: Was schleppe ich nicht alles schon mit mir herum! Vielleicht Sorgen in der Familie oder Ärger am Arbeitsplatz oder einfach nur den Streß der letzten Wochen. Also erstmal auspacken, was ich auspacken kann und neu sortieren. Ich kann eine Menge selber tun für ein leichtes Reisegepäck!

Mir hilft zunächst etwas sehr einfaches: ganz bewusst ausatmen! Damit fängt mein auspacken an. Ärger und Sorgen loslassen übers aktive Ausatmen. Dabei vielleicht noch beide Arme nach unten fallen lassen, da kann man dann die Sorgen fast wie Steine fallen hören. Das übe ich! Und es wirkt. Leib und Seele gehören wirklich zusammen - bei dieser Übung kann ich das spüren. Da kann dann so manches raus, was sich angesammelt hat und nur belastet, aber nicht weiterhilft. Da wird mein Kopf schon wieder ein bisschen freier und klarer.

Als nächstes finde ich hilfreich: sich jemand suchen mit dem man sortieren kann. Das brauche ich nicht alleine machen. Oft tut es gut, mal einen Blick von außen auf die Dinge zu werfen. Ob ich mich mit der besten Freundin darüber austausche oder professionelle Hilfe aufsuche – es ist gut, sich Unterstützung zu holen für wichtige Klärungen: will ich mal endlich den Streit mit dem Bruder beenden oder meine Kränkungen loslassen und demjenigen verzeihen, der mich beleidigt und verletzt hat? Denn wer nachträgt, trägt schwer, der schleppt ganz schön was mit sich rum. Wäre es nicht Zeit, das endlich hinter mir zu lassen? Dann wäre wieder Platz für anderes!


Mit leichtem Gepäck unterwegs sein! Wie beim Wandern. Das kann man auch fürs Leben und den Alltag üben!
Ich finde es ermutigend, was Jesus dazu sagt: „Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“. Für mich heißt das: der Glaube will mir so zum Leben helfen, dass meine Lasten leichter werden, dass ich mit gutem Gepäck und Proviant unterwegs bin.

Ich finde, der Sonntag ist eine gute Gelegenheit dazu. Denn auch für die Seele gibt es Übungen, die einem das Tragen leichter machen.
Vier solcher Übungen möchte ich Ihnen weitergeben:
1. Beten: Gott sagen, was einen bedrückt, vor Gott laut oder leise aussprechen, was mich belastet. Das ist so einfach wie das bewusste ausatmen. Und es hilft. Es erleichtert das Herz und es fließt einem wieder neue Kraft zu.
2. Übung: Um Vergebung bitten: Wenn man sich mit Selbstvorwürfen rumplagt oder schuldig geworden ist, hilft es, den Anderen, z.B. den Bruder und auch Gott zu bitten: Vergib mir meine Schuld! Das zu tun, nimmt wirklich Last von den Schultern. Dann wird vielleicht auch das leichter:
3. Dem Anderen vergeben: die Kränkung und Verletzung loslassen, die er mir zugefügt hat, sie ihm nicht mehr nachtragen. Dann kann die Beziehung wieder ins Lot kommen.
Das alles geht oft leichter mit anderen zusammen - im Gottesdienst. Dort kann man Beten und Singen, man kann Schuld abladen und bekommt Vergebung zugesprochen. Und vielleicht kriegt man manchen Hinweis zum Sortieren des eigenen Lebens.
Die 4. Übung: Gutes einpacken! Das kann man auch im Gottesdienst, aber nicht nur dort. Mir hilft auch dabei mein Glaube. Ich packe mir gern gute Worte aus der Bibel ein- das zum Beispiel: „Gott ist meine Zuversicht und meine Stärke, er ist meine Hilfe und meine Burg“, oder „Lobe den Herrn meine Seele und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat“! Solche guten Worte kann man sich nicht einfach selber sagen. Aber immer mal wieder findet sich eins. Manchmal ganz zufällig in einem Gespräch oder auf einer bunten Karte. Oder eben am Sonntagmorgen im Gottesdienst. Und meine Erfahrung ist: sich ganz bewusst gute Worte einprägen und als Proviant mitnehmen, das bringt viel! Dann habe ich immer eine Ermutigung im Gepäck, wenn der Weg mal steinig oder steil wird. Dann bin ich leichter und hoffnungsvoller unterwegs.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag! https://www.kirche-im-swr.de/?m=1866
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