Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Nicht trinken, nicht töten, aber beten – der Vatikan hat 10 Gebote für Autofahrer veröf-fentlich. Verurteilt werden in dem Dokument PS- Protzer und Raser und ein Auto dürfe kein Mittel zur Sünde sein.“ So hat Spiegel online vor kurzem einen Artikel über die 10 Gebote für Autofahrer überschrieben.
Typisch Spiegel über typisch Katholische Kirche. Eine verstaubte Institution entdeckt die Autofahrer und ein modernes Nachrichtenmagazin ironisiert deren Auslassungen. Ich ha-be mir mal die Mühe gemacht und das ganze Papier aus Rom gelesen und war sehr er-staunt. Weil ich schon viele Papiere aus dem Vatikan gelesen habe und wenige waren so gut wie das, in das die 10 Gebote für die Autofahrer eingebettet sind.
Der Autor des Papiers „Pastorale Sorge für Verkehrsteilnehmer“ kennt nicht nur Fakten über den Straßenverkehr, sondern auch die Natur des Menschen und die damit verbun-denen Gefahren. So habe ich zum Beispiel gelernt, dass im 20. Jahrhundert 35 Millionen Menschen weltweit durch Autounfälle ums Leben gekommen sind und eine halbe Milliarde verletzt wurden. Im Jahr 2000 gab es 1,26 Millionen Todesfälle im Straßenverkehr, 90% davon durch so genanntes menschliches Versagen. Also durch Unaufmerksamkeit, ris-kante Fahrmanöver, Fahruntüchtigkeit durch Drogen, Übermüdung, Unerfahrenheit oder Alter. Bei diesen Fakten ist es kein Wunder, dass das erste der 10 Gebote für Autofahrer „Du sollst nicht töten“ heißt. Das klingt zwar ganz schön heftig, aber womit kann man als moderner Mensch sich selbst oder andere tatsächlich so gefährden wie mit dem Auto? Und wie oft habe ich in den 17 Jahren, in denen ich jetzt mit dem Auto zu meinem Ar-beitsplatz unterwegs bin schon wirklich lebensgefährliche Situationen erlebt.
Das Auto ist eben nicht nur ein sinnvolles und notwendiges Fortbewegungsmittel, es ist auch Statussymbol, Machtwerkzeug und immer wieder auch eine ganz konkrete Gefahr. Und da ist es nur sinnvoll jenseits der gesetzlichen Verkehrsregeln auch mal die mensch-lichen und ethischen Grenzwerte des Autofahrens auszuloten. Denn die schwächste Stelle im Auto ist meistens der Fahrer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1861
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