Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ich kann nicht mehr – ich will nicht mehr“. Was sagst Du einem Menschen, der vor Deinen Augen zusammenbricht, seelisch zusammenbricht? Klopfst Du ihm auf die Schulter und sagst: „Na, komm, das wird schon wieder“? Versuchst Du Zeit zu gewinnen und sagst: „Das ist nur vorübergehend, morgen sieht die Welt schon wieder anders aus“? Oder sagst Du „Ja. Ja, Du kannst jetzt nicht mehr, Du willst jetzt nicht mehr. Das ist jetzt so. Und Du brauchst Dich nicht zu schämen und auch nicht schuldig fühlen. Jeder Mensch hat das Recht einmal fertig zu sein, fix und fertig zu sein. Das fühlt sich weiß Gott nicht gut an. Aber so verrückt es auch klingen mag es ist auch gut so. Ganz einfach weil es dran ist. Was auch immer zu einem seelischen Zusammenbruch geführt haben mag, wenn er dran ist dann ist er dran. Der Zusammenbruch eines Menschen, sei es ein BurnOut, eine Depression oder ein Nervenzusammenbruch, ist auch ein Schutzmechanismus. Ein Schutz vor weiteren Überbelastungen von Außen. Und ein Schutz für die Seele. Damit sie nicht noch weiter zerfetzt wird, wenn es zu lange zu viel gewesen ist.
„Ich kann nicht mehr – ich will nicht mehr“. Das ist ein Satz, der aus dem tiefsten Inneren des Menschen kommt. Und der den höchsten Respekt verdient.
Weil ein Mensch an seine absolute Grenze gekommen ist. Weil da, gerade da sichtbar und spürbar wird, worum es geht im Leben. Nicht ums Funktionieren, nicht um Leistung und nicht um Erfolg, sondern um das Leben. Das gute, gesunde und sinnerfüllte Leben. Und das hat jeder Mensch verdient. Darum muss ein Mensch, der zusammengebrochen ist Zeit bekommen und Zuwendung. So viel Zuwendung wie er zulässt. Und soviel Zeit wie er braucht. Zum heil werden. Bis der Riss in seiner Seele wieder gut verheilt ist. Bis er dann irgendwann ganz aus sich selbst heraus sagen kann: „Jetzt kann ich wieder und jetzt will ich wieder: leben!“



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