Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie kann man etwas tun für eine gute Zukunft? Mit Gewalt anscheinend nicht und schon gar nicht mit Selbstmordattentaten.
So verstehe ich jedenfalls die biblische Geschichte von Simson. Simson war ein Selbstmordattentäter. Ungefähr 3000 Männer und Frauen, darunter fast die ganze Führungsschicht des verfeindeten Nachbarlandes hat er mit sich in den Tod gerissen. (Ri 13-16). Beinahe 3000 Jahre ist das her.
Manche damals für eine Heldentat gehalten, genauso wie die Selbstmordattentate heute. Aber ich glaube nicht, dass es deshalb in der Bibel steht. Die Bibel ist ein Buch vom Leben. Es kommt alles darin vor, was es im Leben gibt. Auch das Unrecht und die Grausamkeiten.
Nicht mit Sprengstoffgürtel oder Autobombe, allein mit seiner Körperkraft hat Simson eine Versammlungshalle zum Einsturz gebracht. Dabei kamen Tausende um und er auch.
Ich finde, seine Geschichte zeigt, wie es zu einer solchen Tat kommen kann. Über Jahrzehnte gab es Krieg zwischen Simsons Land und dem Nachbarvolk. Immer wieder gab es Überfälle und dann Racheakte, Brunnen wurden zerstört, Olivenbäume vernichtet, Felder angezündet. Das Land wurde zertreten und zerschlagen, erzählt die Bibel. So wuchs der Hass auf beiden Seiten und Simson kannte von Jugend auf nichts anderes. In kleineren Terroraktionen ließ er seinem Hass freien Lauf. Aber dann wurde er doch verraten, gefangen genommen und gedemütigt. Zur Belustigung der Feinde wurde er bei einem Fest vorgeführt. Da nimmt er all seine Kraft zusammen, betet sogar zu Gott: Noch einmal will ich mich rächen, Gott, gib mir genügend Kraft. Und dann hat er alle seine Kräfte aufgeboten und das Haus hat ihn und 3000 Menschen unter sich begraben.
Die Zahl wird wohl übertrieben sein. Aber ich frage mich: Warum steht so eine Geschichte in der Bibel? Vielleicht, weil sie so genau zeigt, wie das ist mit der Gewalt. Solche Attentate sind das Ende einer langen Geschichte von Unterdrückung, Demütigung und Zerstörung. Und irgendwann werden Hass und Gewalt anscheinend selbstverständlich.
Und solche Attentate sind völlig sinnlos, auch das zeigt diese Geschichte. Noch einmal so eine Aktion, das wird den anderen Angst machen. Das wird dem Krieg ein Ende machen. So denken viele, glaube ich. Auch heute noch.
Aber die biblische Geschichte zeigt: Nichts wird besser durch solche Gewaltakte. Die weitere Geschichte bleibt geprägt von Unrecht und Ungerechtigkeit, von Gewalt und Vergewaltigung. „Jeder tat, was ihm gut dünkte“ heißt es in der Sprache der Bibel. So geht’s, wenn man Konflikte mit Gewalt lösen will. Ich glaube, die Geschichte Simsons wurde weiter erzählt, damit Menschen das begreifen.

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