SWR1 3vor8

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Allerheiligen (A)

 Jesus sagt: „Selig, die Frieden stiften.“ – Doch wer lebt so? Schön wäre es – denke ich an all die Kriege und den Terror, denke ich an den Unfrieden auf der Erde. 

„Selig, die Frieden stiften“ - das ist eine der „Seligpreisungen“ in der Bergpredigt im Neuen Testament. Sie sind heute - an Allerheiligen – in den katholischen Gottesdiensten zu hören. 

„Selig, die Frieden stiften“ – und wenn es jemand wollte, wird er es schaffen? Zum Beispiel ein Hochspringer, dem die Latte zu hoch gehängt wird. Er kann sich bemühen bis zur Erschöpfung, er reißt sie dauernd. Hätte Gott uns nicht anders wollen und erschaffen müssen, um über diese Latte zu kommen?

Ich möchte mich aber auch nicht damit abfinden, dass Politiker sagen, mit diesen Worten Jesu könne man keine Politik machen. Ich möchte mich auch nicht damit trösten, dass für die Kirche oft ganz andere Themen wichtiger sind. Und ich möchte mich nicht vertrösten lassen, dass das alles für das Jenseits gilt. Ich bemühe mich doch jetzt, als Mensch und Christ zu leben und verantwortlich zu handeln. 

Ich gehe davon aus: Diese Seligpreisung Jesu ist nicht als erstes eine Forderung, sondern ein Geschenk. Sie bezeichnet das, was bei Gott gilt, was ihm wichtig ist. Er ist ein Gott des Friedens und nicht des Verderbens. Und Jesus bringt nicht nur Frieden – „Er ist unser Friede!“ (Epheser 2,14)  wie es in der Bibel heißt. 

„Selig, die Frieden stiften.“ Jesus preist Menschen selig, die Frieden vermitteln, wo Völker sich bekriegen. Die den Hass zwischen Ehepartnern, zwischen Kindern und Eltern auflösen helfen. Die darum bemüht sind, dass Streithähne wieder miteinander klar kommen. Selig der Mensch, der Frieden mit sich hat, der sich mit negativen Erfahrungen seiner Lebensgeschichte ausgesöhnt hat. Friedensstifter, wer zum Dialog zwischen den Religionen und Kulturen beiträgt. Wer sich dafür einsetzt, dass Gottes Schöpfung erhalten bleibt.

„Selig, die Frieden stiften.“ Ich kann die Welt nicht verändern. Doch ich möchte mich bemühen, friedfertig zu sein und – wo nötig und möglich – die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Ich möchte tolerant sein und andere spüren lassen: Du darfst anders sein als ich. Ich möchte den Mitmenschen gut begegnen, so wie ich wünsche, dass auch sie mir gut wollen. Kleine Schritte, zu denen mich Jesus ermutigt und an deren Wirkung ich glaube.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18590
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