Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

In einem Wohnzimmer liegt ein Hund unter dem Tisch und eine Katze auf dem Sofa. Sagt der Hund: „Da kommt mein Mensch. Er füttert mich jeden Tag. Er muss ein Gott sein“. Sagt die Katze: „Da kommt mein Mensch. Er füttert mich jeden Tag. Ich muss ein Gott sein.“
Wenn Sie einen Hund oder eine Katze haben, können Sie über dieses Bild vielleicht schmunzeln. Wie verschieden die beiden Haustiere hier doch das Verhältnis zu ihrem Menschen bestimmen.
Aber umgekehrt ist es ja genauso: Auch Menschen beschreiben das Verhältnis zu ihren Haustieren höchst unterschiedlich. „ Ich geh jetzt mit meinen Mädels spazieren“, sagt ein Mann und meint damit seine beiden Jagdhunde. „Komm zu Mama“, höre ich eine Frau nach ihrer Katze rufen. Und dann gibt es wieder andere, die schlagen ihre Haustiere mit dem Schuh oder treten zu oder lassen sie an der nächsten Raststätte zurück, wenn sie ihnen nicht mehr passen.
Beides ist problematisch. Denn ein Hund ist ein Hund und kein Mensch. Und eine Katze wird auch durch noch so viel Liebe kein kleines Kind werden. Und kein Kanarienvogel kann eine Freundin ersetzen. Haustiere geben uns viel, vor allem Zuwendung und Freude und das Gefühl von vertrauter Nähe. Aber Haustiere haben vor allem auch ein Recht darauf, Tiere zu bleiben und nicht als Menschenersatz missbraucht zu werden.
Die meisten Menschen wissen das ja eigentlich. Tiere haben ein eigenes Lebensrecht. Christen sagen: beide, Mensch und Tier sind Teil der göttlichen Schöpfung. In der biblischen Geschichte vom Garten Eden sollen die Tiere dem Menschen eine Hilfe sein. Der Mensch darf ihnen ihre Namen geben. Aber dann erzählt die Bibel: Bald stellt sich heraus, dass die Tiere nicht die Hilfe sind, die der Mensch braucht – der Mensch braucht ein menschliches Gegenüber, um glücklich zu sein. Und das bekommt er dann auch.
Manche Menschen sagen: Ohne mein geliebtes Haustier wäre ich ganz allein. Ich habe nur noch meinen Hund auf der Welt oder meine Katze. Denen wünsche ich von Herzen so einen anderen Menschen. Ihnen wünsche ich, dass ihre Haustiere Ihnen helfen in der  Zeit der Einsamkeit, dass sie dann aber wieder in Kontakt zu anderen Menschen kommen.
Und wer weiß, vielleicht ist es ja gerade das Haustier, das Ihnen dann dabei hilft ?

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