Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Gestern habe ich mit meinen Kindern über meine Beerdigung gesprochen“, erzählt mir die 74 Jährige. Sie ist eigentlich noch sehr rüstig und so Gott will hat sie sicher noch ein paar schöne Jahre vor sich. Aber trotzdem will sie alles geregelt haben. „Man weiß nie, wann es soweit ist“, sagt sie. „Der Tod kann einen von heute auf Morgen überraschen. Darum will ich jetzt schon alles vorbereiten“. Sie hat ein Testament gemacht und eine Sterbeversicherung abgeschlossen. Sie weiß, was sie will. Nur bei einer Sache, da ist sie unsicher. Sie weiß nicht, ob sie nach ihrem Tod verbrannt oder beerdigt werden will. Darum ist sie zu mir gekommen, weil sie sich von einer Pfarrerin eine Hilfe bei der Entscheidung erhofft.
In biblischen Zeiten war die Sache klar. Verstorbene wurden in ein Grab gelegt. Eine Feuerbestattung war damals unüblich. Über 1500 Jahre lang gab es auf einem christlichen Friedhof nur Erdbestattungen. Die Begründung: So wie Jesus in ein Grab gelegt wurde, so sollten auch Christen körperlich begraben werden – und wie Jesus körperlich auferstehen. Die Erdbestattung ist also die traditionelle christliche Form der Beisetzung.
Aber auch gegen eine Feuerbestattung gibt es aus christlicher Sicht keinerlei Einwände.  Christen hoffen ja auf die Auferstehung, in der Gott einen Menschen ganz neu machen wird. Der verstorbene Körper wird dazu nicht benötigt. Er ist eher wie ein Kleid, das man ablegt, weil man es nicht mehr braucht. Und wohin man dieses Kleid ablegt, ob in die Erde oder ins Feuer, das ist nicht entscheidend. Beides ist möglich. Ob Erdbestattung oder die Feuerbestattung, - es gilt der Wille des verstorbenen Menschen oder der Angehörigen.
Meist sind es ganz praktische Gründe, weshalb Menschen für sich oder ihre Angehörigen eine Feuerbestattung wählen. Viele Menschen leben heute nicht mehr an dem Ort, an dem ihre Angehörigen begraben sind. Oder sie müssen aus beruflichen Gründen oft umziehen. Da ist die Pflege eines Grabes über 20 oder 30 Jahre schwierig. Auch sind Urnengräber billiger und eben leichter in Ordnung zu halten.
Ich habe der Frau geraten, die Sache mit ihren Angehörigen zu besprechen. Ihnen zu sagen, was sie sich vorstellt. Und sie zu fragen, was sie brauchen. Wie und vor allem wo wollen sie sich an die Verstorbene erinnern? Was brauchen sie dafür? Und auch ganz praktisch: was können sie sich an Grabpflege leisten und haben sie auch die Zeit dazu?
Ich meine, entscheidend ist nicht diese oder jene Art der Beisetzung. Entscheidend ist die Hoffnung, dass ein Mensch nach seinem Tod zu Gott geht, in ein neues Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18497
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