Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kein Happy End! Unzufrieden habe ich neulich den Krimi aus der Hand gelegt. Dabei ist doch alles darauf hinausgelaufen: der Mörder war überführt, in einem packenden Showdown hatte er zwar noch die Polizistin niedergestochen, aber die wurde doch im letzten Moment gerettet und ins Krankenhaus eingeliefert. Klar waren ihre Kollegen besorgt, vor allem der eine, der zarte Gefühle für sie entwickelt hatte. Und dann geht die Tür auf und die Sekretärin sagt: „Sie hat es nicht geschafft.“ Und ich sitze da mit einem unzufriedenen Gefühl im Bauch.
Wie kommt es, dass wir uns so sehr nach einem Happy End sehnen? Denn das scheint ja nicht nur mir so zu gehen, sonst gäbe es nicht in geschätzt 90 % aller Filme und Bücher ein Happy End: nicht nur in Liebesfilmen, auch in Krimis, Thrillern und Gesellschaftsdramen. Natürlich oft erst nach Verwicklungen und Wirrungen, aber am Ende gibt es einen positiven Ausgang. Und wenn der dann nicht kommt, wenn der Täter davon kommt, wenn die Heldin stirbt, wenn in einem Beziehungsdrama eine Person ohne Perspektive zurückbleibt, dann hinterlässt das ein merkwürdig unbefriedigtes Gefühl.
Ich bin froh, dass ich das für mein eigenes Leben anders sehen kann. Mein Glaube gibt nämlich meinem Leben eine Perspektive und die wirkt  in mein Leben hinein und gibt mir Hoffnung! Ich weiß: Da ist jemand, der sagt: „Ich lieb dich trotzdem“, auch wenn ich vielleicht gerade ganz großen Mist in meinem Leben gebaut habe. Gott sagt mir tröstend: „Ich bin für Dich da!“, wenn ich mich gerade allein und unsicher fühle. Er blickt lächelnd auf mich, wenn in meinem Leben alles gerade wunderbar verläuft.
Gott ist und bleibt bei mir, egal, was mir passiert, bis zum Ende meines Lebens und sogar darüber hinaus. Mein Leben hat ein Happy End. Und das ist ein gutes Gefühl!
Eine Ahnung davon steckt wahrscheinlich in jedem Menschen. Wissenschaftler sagen: in der Sehnsucht nach dem Happy End steckt eine Ursehnsucht und ein Urvertrauen in das Leben. Ich finde, da ist was dran. Wenn das Leben in Leid, in Enttäuschungen und Mutlosigkeit stecken bliebe – das könnte niemand auf Dauer aushalten. Klar gehören solche Dinge auch zum Leben dazu. Klar hat jeder schon einmal Abschiede, Trennungen, Versagen, eigene Grenzen erlebt. Aber gut durch solche Phasen steuern kann man nur, wenn es die Hoffnung gibt, dass es wieder besser wird, dass ich nicht allein bleibe mit meinem Kummer – ein Happy End, wie auch immer das aussehen wird.

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