Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wurzeln sind wahrscheinlich das Wichtigste an einer Pflanze – als fester Halt und als Kraftquelle, um Stürme, Unwetter und Trockenperioden gut zu überstehen. Obwohl man sie gar nicht sieht. Faszinierend finde ich das. In der Namib-Wüste zum Beispiel auf den Kämmen der Sanddünen wächst die Narapflanze. Sie ist nicht schön, aber begehrt – bei Menschen und Tieren. Ihre Früchte sind schmackhaft und wasserreich. Das Volk der Topnaar lebt von ihnen, auch Strauße, Schakale und Stachelschweine tun sich daran gütlich.
Man fragt sich, wie die Pflanze in dieser trostlosen Umgebung überleben und sogar für andere zu einer lebensrettenden Wasserquelle werden kann. Ihr Geheimnis ist ihre Wurzel, die nicht nur dick ist, sondern auch lang: Bis zu 40 Meter tief reicht die Wurzel in den Sand hinein bis zu den Wasservorkommen. Und wenn lange Dürrezeiten kommen, die sogar die Wasserspeicher tief unten in der Wüstenerde zum Austrocknen bringen: die Narapflanze überlebt: Ihre Wurzel hat so viel Wasser gespeichert, dass die Pflanze jahrelang davon zehren kann.
Wie gut, dass auch wir Menschen Wurzeln haben. Keine, mit denen wir in der Erde verankert sind. Ich meine die unsichtbaren, aber nicht weniger kräftigen Wurzeln, die uns einen sicheren Halt im Leben geben und von denen wir in schlechten Zeiten zehren: Die Familie, der Partner, der Freundeskreis können solche Wurzeln sein. Und Gott!
Ein Prophet in der Bibel hat das schön in Worte gefasst: „Die, die auf Gott ihr Vertrauen setzen“, schreibt er, “die sind wie Bäume, die am Wasser stehen und ihre Wurzeln zum Bach hin ausstrecken. Sie fürchten nicht die glühende Hitze; ihr Laub bleibt grün und frisch. Selbst wenn der Regen ausbleibt, leiden sie keine Not. Und nie hören sie auf, Frucht zu tragen.“ (Jer 17,8)
Ein schönes Bild, finde ich: Ich bin ein Baum, gepflanzt mitten ins Leben. Und meine Wurzeln reichen bis zu einem nie versagenden Bach. Der Bach steht für mich für Gott. Denn der hält alles bereit, um meinen Lebensbaum grün und kräftig zu halten. Ich brauche bloß meine Wurzeln zu ihm ausstrecken, bloß mein Vertrauen auf Gott setzen. Dann bekomme ich das Wasser des Lebens. Was das ist? Einfach das Vertrauen, dass Gott da ist, dass er liebevoll auf mich schaut und mein Leben begleitet. Das schützt meinen Lebensbaum nicht vor Stürmen, Hagel oder Trockenperioden. Aber weil ich meine Wurzeln habe, mein Vertrauen auf Gott, kann ich das überstehen – vielleicht mit ein paar Blessuren, aber immer noch aufrecht und stark. So stark, dass ich auch für andere ein Segen sein kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18408
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