Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Um Haaresbreite hätte ich alles verloren – damals, als es gebrannt hat, in meinem Studentenwohnheim.
„Mensch, schnappen Sie sich das Lebensnotwendigste und hauen Sie ab – es brennt!“. In voller Montur stand der Feuerwehrmann vor mir, hinter ihm dichter Qualm im Treppenhaus. Völlig verdattert bin ich rausgerannt. „Haben Sie nichts mitgenommen?“, haben die Schaulustigen mich gefragt. Nein, ich hatte nichts dabei: nur meinen Ausweis und mein Leben.
Für mich ist damals alles glimpflich abgelaufen. Nach einer Stunde konnte ich in meine Wohnung zurück. Aber ich habe mich hinterher oft gefragt: Was hätte ich gemacht, wenn meine Wohnung ausgebrannt wäre? Wenn ich ohne Bleibe, ohne Kleidung dagestanden hätte? Das wäre sicherlich lästig gewesen. Aber wenn ich die Bilder der Menschen sehe, die irgendwo anders ihr Heim verlieren, wegen Naturkatastrophen, Krieg, Terror oder Vertreibung, dann denke ich: ich hätte auch dann noch auf der Sonnenseite des Lebens gestanden.
Jeden Tag müssen irgendwo auf der Welt Menschen ihre Heimat verlassen. Weltweit sind über 50 Millionen auf der Flucht! Die meisten leben als Vertriebene im eigenen Land oder flüchten in einer monatelangen Odyssee in ein angrenzendes Nachbarland. Fast die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. Alle haben sie keine Heimat mehr, keinen Besitz, kein Einkommen. Alle sind hochtraumatisiert und verängstigt. Fast alle haben nahe Angehörige verloren oder sind auf der Flucht von ihnen getrennt worden.
„Die derzeitige Flüchtlingskrise ist der größte humanitäre Notfall unserer Zeit“; hat der Uno-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres gesagt, „und die Welt versagt dabei, den Menschen und den Ländern, in die sie flüchten, zu helfen.“
Wir Christen glauben: Fremde und Flüchtlinge stehen unter dem besonderen Schutz Gottes. Es gehört zu seinen Geboten, dass wir gut für diese Menschen sorgen (z.B. 3 Mose 19,33f). Für mich heißt das: Wir alle sind hier in der Verantwortung: unsere Regierung, aber auch jeder einzelne von uns.
Neulich habe ich gelesen: Wenn jeder Deutsche nur 5 Euro spenden würde, dann könnte die Hälfte der derzeit 10 Millionen syrischen Flüchtlinge gut über den Winter gebracht werden. Und wenn jeder Einwohner Europas 5 Euro spenden würde, dann könnten alle Flüchtlinge weltweit 1 Jahr lang versorgt werden! 5 Euro an eine Flüchtlingsorganisation Ihrer Wahl! Wenn viele mitmachen, dann ist das kein Tropfen auf den heißen Stein, sondern ein breiter Fluss wirkungsvoller Hilfe! Und ein starkes Signal an die Millionen heimatloser verzweifelter Menschen: Ihr seid uns nicht egal!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18406
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