Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das ist ein ganz neuer Robert Harting. Haben die Reporter immer wieder gesagt. Nach seinem Sieg im Diskuswerfen bei der Leichtathletik EM. Vor 4 Wochen in Zürich. Dabei ist man von ihm Siege gewohnt. Den 6. großen Titel nacheinander hat er in Zürich gewonnen.
Was ist das Neue an Robert Harting 2014? Locker ist er. Nicht mehr so getrieben. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, er ist mit sich im Reinen. Früher hat er bei jedem Sieg was gefunden, was nicht perfekt war. Sich einfach freuen können, Fehlanzeige.
Robert Harting hat erklärt, was ihn verändert hat. Er hat begriffen: „Das nicht loben können zerstört den Geist. Und sich nicht-loben-lassen-können, auch. Seit sich das geändert hat, bin ich irgendwie neu. Sich nicht loben lassen können, ist selbstzerstörerisch.“
Ich glaube, wie Robert Harting sind viele von uns. Ich kenn das auch. Man kann nie ganz „Ja“ zu sich sagen. Immer lauert im Hinterkopf ein „aber“: Du kannst das noch besser. Der oder die ist aber besser als Du. Robert Harting findet, diese „ja, aber“ Einstellung macht den Geist kaputt. Sie frisst einem Löcher in die Seele, sage ich dazu. So höhlt man sich selbst aus. Das macht einen krank.
Wie kommt man da raus?
Robert Harting hat die Erfahrung gemacht. Es geht nicht, wenn man versucht, immer besser und besser zu werden. Weil nach oben gibt es kein Ende. Retten kann man sich aus dieser selbst zerstörerischen Spirale, wenn man sie verlässt. Wenn man aufhört, seine Seele durch Erfolge und Leistung zu ernähren. Sich loben lassen können, hat Harting gesagt, das war der Schlüssel zum neu werden. Sich gefallen lassen, dass man gut ist, wie man ist.
Ich weiß nicht ob Robert Harting religiös ist. Aber für mich ist das, was er erzählt hat, eine Erfahrung, die fest zum Glauben gehört.
Ich sag es mal mit meinen Worten. Aus der „ja, aber“ Spirale kommt man heraus, wenn man sich lieben lassen kann. Wenn man sein Leben darauf baut, dass man geliebt wird. So wie man ist. Bedingungslos. Von Gott.
Wenn Menschen einen lieben, das hilft glauben, dass Gott einen liebt. Aber grundsätzlich glaube ich, dass jeder Mensch von Gott geliebt wird. Auch wenn Menschen sich abwenden. Von Gott werde ich geliebt, nicht weil ich was tue oder lasse, leiste oder kann, oder auch nicht mehr kann. Gott liebt Sie und mich so wie wir sind, mit den starken und schwachen Seiten. Auch wenn man grau wird, krank oder müde. Wenn ich das annehmen kann, das macht mich neu -- wie Robert Harting.

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