Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Neulich habe ich im SWR einen Beitrag zum Thema Waffenhandel gehört. Es ging dabei vor allem um die Frage, ob Deutschland auch in Zukunft Waffen an andere Länder verkaufen soll. Bisher praktiziert unser Land das im großen Stil. Wir belegen den dritten Rang in der weltweiten Liste der Waffenexporteure, nach den USA und Russland.

Im weiteren Verlauf des Beitrags hat sich dann alles um das Verhältnis von Wirtschaft und Moral gedreht. Konkret um die Alternative: Wenn die Politik sich dafür entscheidet, dass der Handel mit Waffen unmoralisch ist, dann muss man eben dafür in Kauf nehmen, dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen - ganz in unserer Nähe vielleicht, denn etliche Rüstungsfirmen haben ihren Sitz im Sendegebiet des SWR.

Wo sind wir bloß hingeraten, habe ich mir gedacht. Nein, nicht erst der Handel mit Waffen ist unmoralisch. Das beginnt doch viel früher. Ihre Produktion ist es bereits. Und die Tatsache, dass Politiker ohne mit der Wimper zu zucken damit rechnen, dass sie eingesetzt werden, ist es erst recht. Wie kann man bloß so denken?

Deutschland ist die Nation, von deren Terrain aus zwei Weltkriege begonnen haben. Nie wieder soll von deutschem Boden ein Krieg ausgehen. Darauf hatte man sich damals in der jungen Bundesrepublik geeinigt und deshalb auf eine Armee verzichtet. Ich weiß natürlich, dass das zehn Jahre später alles vergessen schien. 1955 wurde Deutschland wiederbewaffnet. Und alle Regierungen seither haben anderen Ländern Waffen verkauft. Ich weiß auch, dass die Verhältnisse von Krieg und Frieden kompliziert sind. Und ich weiß, dass es in moralischen Fragen keine einfachen Antworten gibt. Aber dem allem zum Trotz will ich in diesem Zusammenhang und angesichts der so vielen wie fürchterlichen Konflikte und Kriege derzeit eine ganz einfache geben:

Keine Gewalt. Keine Waffen. Kein Militär. Kein Krieg. Das ist die klare Position, die sich für mich aus dem Neuen Testament ergibt. Als Priester habe ich mich innerlich darauf verpflichtet, bei wichtigen Fragen den Willen Gottes zu ergründen und ihm den ersten Rang einzuräumen. Kurzum: Der Glaube an Gott und die Herstellung von Waffen, das lässt sich nach meiner Überzeugung nicht vereinbaren. So einfach ist das in diesem Fall. Auch wenn Arbeitsplätze in Gefahr sind. Auch wenn der politische Einfluss unseres Landes dann sinkt. Das ist moralisch gesehen das geringere Übel.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18223
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