Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Ab heute gehen die Uhren wieder anders. Weil Schulanfang ist. Die großen Sommerferien sind zu Ende. Ein bisschen ist dieser Tag wie Neujahr. Manchmal scheint es mir sogar, als ob der erste Schultag wichtiger für uns ist als der Jahreswechsel. Der Rhythmus unseres Alltags jedenfalls wird durch den Tag heute mehr bestimmt als durch alles andere. Jetzt sind alle wieder da und können anpacken. Mit neuen Ideen und Projekten.  

Ich habe diesen Tag immer auchein bisschen gefürchtet. Als Kind schon. Weil dann - nach einer längeren Pause - auf einen Schlag wieder ganz viel los war. Vom Gefühl her war das wie ein Schnellstart im Auto: Von null auf hundert. Auch ich war jetzt wieder ganz gefordert. 35 Stunden Schule pro Woche, der Gesangsverein, Hausaufgaben. Später dann der Beruf, Sitzungen, neue Konzepte in der Seelsorge undsoweiter. Und nebenbei gab es viel Unerwartetes, was sich einfach deshalb ergeben hat, weil viele Menschen mit neuer Energie eben vieles ins Leben rufen.

Wenn ab heute die Rädchen des gesellschaftlichen Zusammenlebens wieder auf Hochtouren laufen, dann möchte ich allen zurufen: Lasst es langsam angehen! Der Anfang ist wertvoll. Seine Chance gehört nicht verspielt durch Hektik. Da und dort passt vielleicht ein Ritual am ersten Tag: ein Umtrunk oder eine halbe Stunde, in der alle erzählen dürfen, was sie aus der freien Zeit mitbringen. Vielleicht hat ein Chef oder ein Abteilungsleiter eine gute Idee aus den Ferien mitgebracht. Dann könnte er sie erst seinen Mitarbeitern erzählen, und sie bitten, einmal darüber nachzudenken - bevor er sie umzusetzen beginnt. Die Lehrer könnten erst mal einen Stuhlkreis mit ihren Schülern bilden, um wahrzunehmen, wer da sitzt, wie die einzelnen aussehen, wie die Stimmen klingen. 

Selber habe ich mir für heute nicht viel vorgenommen. Keine Aufnahmen im Sender, keine Besprechungen, keine wichtigen Termine. Weil ich weiß, dass es heute viel Bedarf gibt zu erzählen und zu hören. Auf die ersten Nachrichten per Telefon oder E-mail brauche ich nicht lange zu warten. Und dann werde ich ganz bewusst ein paar Leute anrufen, um sie aus der ersten Geschäftigkeit heraus zu reißen. Einfach so. Mal sehen, ob ihnen meine Störung willkommen ist. 

Auf einen guten neuen Anfang!

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