Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Im September stimmen die Schotten über ihre Unabhängigkeit von Großbritannien ab. Mag sein, dass es alte Rivalitäten gibt – aber das Hauptargument ist ein wirtschaftliches: die Ölreserven in der Nordsee. Man wird deren Reichtum für sich allein ausbeuten können. Viele Schotten versprechen sich eine wirtschaftliche Blüte. So ähnlich ist es in Norditalien und im spanischen Katalonien. Da möchte man auch gerne unabhängig werden von den armen Landesteilen. Und bei uns: die reichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg wollen den Finanzausgleich mit den ärmeren neu verhandeln. Warum sollen wir zahlen, wenn sie es dort nicht auf die Reihe kriegen, ist das Argument.
Und privat gibt es Ähnliches: Junge gesunde Männer gehen in private Krankenkassen, die sind für sie billiger als die gesetzlichen: Da müssten sie nämlich für die mitbezahlen, die hohe Kosten verursachen: Für chronisch Kranke, Familien mit Kindern, Alte. Und aus der Kirche treten Menschen aus, um Kirchensteuer zu sparen. Aber die Kinder werden getauft und konfirmiert und fahren mit auf die Ferienfreizeit von der kirchlichen Jugendgruppe. Dafür ist der schlechter verdienende Elternteil ja weiterhin in der Kirche. Zum Billigtarif gewissermaßen.
Man kann das schlau finden. Jeder ist sich selbst der Nächste. Aber ist es auch klug?
Jesus hat mal von einem Vermögensverwalter erzählt, dem gekündigt werden sollte. Da hat er den Schuldnern einen Großteil ihrer Schuld erlassen, in der Hoffnung, dass sie ihm später auch weiterhelfen würden. (Lk 16, 1-9) Zugegeben, das war Betrug. Das Geld hat ihm ja gar nicht gehört. Jesus lobt ihn trotzdem für sein kluges Handeln. Nicht für den Betrug natürlich. Jesus sagt das so: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon. Dann werden sie euch in die die ewigen Wohnungen aufnehmen, wenn er zu Ende geht.“
Macht euch Freunde durch das, was ihr habt. Später ist unter den ersten Christen folgender Rat daraus geworden: „Dient einander, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Verwalter Gottes“!“ (1. Petr 4,10) Ich verstehe: Helft einander mit dem, was ihr habt. Dazu habt ihr das von Gott bekommen, was ihr könnt und was ihr habt. Helft einander mit eurem Geld und mit euren Fähigkeiten. Wenn einer Zeit hat, warum setzt er sie nicht für andere ein? Wenn eine zuhören kann – warum nicht mal ein paar Stunden der Nachbarin, die allein ist? Schlau ist dieser Rat vielleicht nicht, aber klug, finde ich, denn so profitieren alle. Man lebt besser zusammen, wenn es allen einigermaßen gut geht. Und irgendwann werden auch die Wohlhabenden Hilfe brauchen. Dann ist es gut, wenn andere da sind, die gern helfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18208
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