Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Brauchen die Menschen im Irak wirklich noch mehr Waffen? Oder die in der Ukraine, oder in Syrien oder Palästina? Brauchen Sie deutsche Waffen?
Noch Anfang dieses Monats hat unser Wirtschaftsminister gesagt, mit dem Tod sollte man keine Geschäfte machen. Dann kamen die Nachrichten von vertriebenen und misshandelten Christen und die Bilder von den eingekesselten, hungernden Jesiden im Irak. Und seit vergangener Woche prüft nun die Regierung, ob und welche Waffen in den Irak geliefert werden sollen. An die Kurden im Irak, damit sie die Jesiden beschützen können. Dabei galten noch vor kurzem die Kurdengebiete als gefährliche Rückzugsgebiete des Terrorismus.
Sind Waffen wirklich der einzige Weg, damit die Menschen wieder friedlich miteinander leben können? Denn das muss doch das Ziel aller Bemühungen sein. Hat ein Krieg schon jemals dauerhaft Frieden hervorgebracht?
Margot Käßmann hat vor zwei Wochen in einem Interview ähnliche Fragen gestellt und auf den Apostel Paulus hingewiesen: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ (Rö 12, 21), hat der geraten. Da musste sie sich Hohn und Spott gefallen lassen. „Auf einem Kirchentag mögen sich Konflikte mit Sinnsprüchen aus der Bibel lösen lassen, in der realen Welt leider nicht,“ hat ihr der Interviewer entgegen gehalten.
Ich frage mich trotzdem: Wie konnte es denn in der realen Welt so weit kommen, dass am Ende angeblich nur noch Waffen helfen? Hätte man vielleicht den Frieden besser vorbereiten und unterstützen sollen, gerechte Verhältnisse schaffen – damit Menschen zufrieden sein können mit ihrem Leben und Frieden halten?
Gott sei Dank hat das beherzte Eingreifen amerikanischer Soldaten anscheinend eine noch größere Katastrophe verhindert. Aber ich finde, jetzt muss man erst recht fragen: Ist es sinnvoll, Waffen dorthin zu exportieren, die dann ja dort bleiben und nicht etwa zurückgegeben werden, wenn das Ziel erreicht ist?
Ich finde, das müssten die Verantwortlichen sich jetzt überlegen, für die Zeit wenn der Krieg hoffentlich zu Ende ist. Deutschland gibt pro Jahr 30 Milliarden für Militär aus – aber nur 29 Millionen für Friedensdienste. Genau diese Mittel aber braucht es, um einen langfristigen Aufbau in Krisenregionen zu unterstützen. Wer Frieden will, muss gutes Leben für alle möglich machen und so den Frieden vorbereiten – nicht für den Krieg rüsten. Das würde den terroristischen Gruppen den Boden entziehen. Von Jesus lerne ich: Nur so kann Frieden werden. Und den brauchen die Menschen wirklich - im Nahen Osten und anderswo.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18206
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