Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Vielleicht kennen Sie dieses Zitat. Es scheint aktuell zu sein. Er stammt aber vermutlich vom antiken Philosophen Sokrates.
Die „Jugend von heute“, seit Jahrhunderten ein Thema. Die Jugend ist anscheinend immer schlimmer als die jeweilige Elterngeneration. Die Zeit der Jugend ist eine schwierige Übergangszeit. Noch deutlicher drückt das ein Satz aus, der mir außerordentlich gut gefällt: "Als Jugendlicher wünscht man sich, wie ein Erwachsener respektvoll behandelt zu werden und dennoch wie ein Kind geliebt zu werden." Das deckt sich mit meiner Erfahrung. Jugendliche testen Grenzen und Verhaltensweisen aus und wissen noch nicht, was richtig und wichtig ist. Sie spielen oft selbstsichere, nicht gerade höfliche Rollen. Besonders dann glaube ich, wenn sie unsicher sind, wenn sie sich nicht wohl fühlen, dann überspielen sie ihre Angst mit Stärke.
Mit Jugendlichen richtig umzugehen ist nicht einfach.
Trotzdem sind sie die Zukunft. Sie haben unglaublich viel Energie, geistige und körperliche.
Jugendliche sprühen oft vor Ideen, haben Ideale, strotzen vor Kraft. In vielen Fällen wird dieses Potential weder von Ihnen selbst noch vom Umfeld wirklich abgerufen. Oft sitzen Jugendliche nur herum. Sie kommen auf dumme Gedanken. Ihre positive Energie bleibt auf der Strecke. Wenn junge Leute keine Arbeit finden und nichts Sinnvolles zu tun haben, wirkt das in einer Gesellschaft besonders negativ.
Ich bin überzeugt, Jugendliche brauchen ein Umfeld, das sie unterstützt. Meine Erfahrung ist, dass sie sehr wohl sensibel sind, auch wenn sie es nicht zeigen wollen. In der Regel suchen sie Aufmerksamkeit und Zuneigung. Gerade dann, wenn sie "schlechte Manieren zeigen", dann versuche ich mich immer wieder an den Satz zu erinnern: "Jugendliche wünschen sich, wie Erwachsene respektvoll behandelt zu werden und wollen dennoch wie ein Kind geliebt werden."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=18102
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