Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Zwei Tage Freizeit: Samstag und Sonntag. Haben Sie schon einen Plan?
Freuen Sie sich aufs Ausspannen, aufs Faulsein auf der Couch oder im Liegestuhl? Bloß nichts tun, was wie Arbeit aussieht, nicht im Garten, nicht im Haushalt, nicht im Verein. Das Wochenende wäre dann eine Ergänzung zu den Werktagen, notwendig, damit wir am nächsten Montag wieder gut funktionieren.
Oder brauchen sie einen Ausgleich zu Ihrem Alltag in der Woche? Endlich die Gelegenheit, all das zu tun, was Sie wollen und nicht ihr Chef oder die Chefin? Endlich Zeit für den Anbau, endlich Zeit zum Wäsche waschen und Marmelade kochen, endlich Zeit, zum abfeiern. Manche Schüler müssen sich dann am Montag erst mal vom Wochenende erholen.
Was für ein Freizeittyp sind Sie?
Dass wir überhaupt regelmäßig Freizeit haben, das verdanken wir dem Glauben von Juden und Christen. Das dritte der zehn Gebote heißt nämlich: „Du sollst den Feiertag heiligen“. Da soll alle Arbeit ruhen. Und in den Ausführungsbestimmungen steht, dass dann auch „Rind und Esel, Sklaven und Fremde“ ausruhen dürfen (Ex 23, 12), ausdrücklich sogar dann, wenn besonders viel zu tun ist, während der Aussaat und bei der Ernte (Ex 34, 21). Anscheinend wussten die Alten, dass man nur effektiv arbeiten kann, wenn man sich auch ausruht. Und das soll nach der Bibel? ) für alle gelten. Für Herren und Knechte, für Einheimische und Fremde. So wie der Sonntag heute ja auch nicht nur für Menschen da ist, die in die Kirche gehen – sondern für alle. Alle brauchen Ruhe.
Die Bibel erzählt ja sogar: Mit der Ruhe fängt das Menschsein an! In der Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel wird erzählt, dass Gott die Menschen macht. Und gleich danach den Ruhetag einsetzt. Das Menschsein fängt mit einem Ruhetag an, nicht gleich mit Pflichten und Aufgaben. Zuerst kommt der Tag, an dem sie das  Leben genießen sollen. Neulich hat mir einer gesagt: „Der Sonntag ist zum Konsumieren da, nicht für die Arbeit. Aber auch nicht fürs Einkaufen“.  Das ist nämlich nicht dasselbe. Konsumieren heißt: Sich ernähren, etwas gebrauchen, um davon zu leben. Irgendwann muss man doch den neuen Tennisschläger ausprobieren oder das E-bike und die Bücher lesen, die man gekauft hat. Irgendwann die guten Sachen kochen und vor allem essen, die man vom Markt mitgebracht hat.
Wir haben heute sogar zwei Tage an jedem Wochenende. Egal ob Christ oder nicht.
Dann ist es fast immer möglich, einen ganz frei zu halten.  Einen Tag, wo man nicht produktiv sein muss und effektiv. Einen Tag, wo man konsumieren kann, was das Leben einem schenkt. Ich freue mich drauf.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17907
weiterlesen...