Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Auf dem Weg macht man Erfahrungen. Das erzählen Pilger. Pilgern ist ja in Mode gekommen in den letzten Jahren. Unterwegs, sagen sie, unterwegs macht man Erfahrungen mit anderen und mit sich selbst. Und manchmal begegnet man Gott, wenn man unterwegs ist. Pilgern ist anscheinend ein Weg, um zu sich selbst finden. Und zu Gott.
Ich kann mir vorstellen, dass es schön ist, tagelang unterwegs zu sein. Man bekommt einen ganz neuen Blick für die Natur, denke ich mir und wahrscheinlich auch für die anderen, mit denen man unterwegs ist.
Aber muss man sich wirklich erst auf den Weg machen, wenn man das will? Wenn man Erfahrungen mit Menschen machen will und mit Gott. Braucht es dazu besondere Anstrengungen, muss man besonders viel Gutes tun oder lange Wege gehen, wenn man Gott näher kommen will?
Meins ist Pilgern nicht. Schon wegen meiner Füße. Die würden das nicht mehr mitmachen. Ich verlasse mich deshalb darauf, dass die Bibel erzählt: Gott kommt!!. Er kommt zu mir. Er begleitet mich. Dem Mose hat Gott selbst sich vorgestellt: „Ich bin da“ (2. Mose 3,4) Ich bin da und ich werde für euch da sein – das ist Gottes Name, das ist sein Programm – so haben schon die Israeliten geglaubt und sich darauf verlassen. Und Jesus hat seinen Nachfolgern versprochen: „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“ (Mt 18  )
Wir Christen feiern an Weihnachten ja auch ganz ausdrücklich dass Gott zur Welt gekommen ist.
Deshalb: Weil Gott zur Welt gekommen ist, ist er mir nahe. Ich glaube, so herum wird ein Schuh draus: Er ist schon da. Auch ohne dass ich mir die Füße wund laufe.
Ja, sagen manche dann, mag sein. Aber ich spüre davon nichts. In meinem Alltag kommt Gott nicht vor und wenn ich schaue, was in der Welt vorgeht: Da kann ich Gott nicht sehen. Deshalb kann ich auch nicht an ihn glauben. Und schon gar nicht darauf vertrauen, dass er für mich da ist.
Ich verstehe das. Manchmal geht es mir auch so. Aber dann gibt es immer wieder auch Erfahrungen, wo ich Gottes Nähe spüre. Wenn einer mir hilft, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Dann spüre ich Gottes Nähe. Und merkwürdig: Ich spüre ihn noch mehr, wenn ich jemandem helfen konnte. Wenn ich jemanden glücklich machen konnte. Wenn ich die richtigen Worte für einen Traurigen gefunden habe oder etwas tun konnte für die Frau, der die Kräfte ausgehen. Dann merke ich: Da ist Gott ganz nah. Bei uns. Und deshalb finde ich: Auch so kann man Erfahrungen mit Gott machen. Auf dem Weg durch den Alltag. Vielleicht heute auch. Ich bin gespannt.

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