Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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 Manchmal ist es aber auch echt schwer aus den Federn zu kommen, nicht nur nach Halbfinalspielen. Wieder Stress bei der Arbeit zu haben oder immer das Gleiche zu tun. Oder dasselbe zu erleben. Das Leben kann so hart, so schwer oder auch öde sein. Mir hilft es immer wieder, wenn ich den Blick über den Tellerrand hinaus richte, auf die schönen Dinge schaue, die das Leben so bietet. Auf das, was gut ist. Aber auch auf Menschen, denen es schlechter geht als mir. Klar, die gibt es immer und das soll auch kein Zweckoptimismus sein und auch kein Ablenkungsmanöver von meinen Problemen oder Belastungen. Die muss ich schon lösen und verarbeiten oder aushalten. Und es soll auch kein billiger Trost sein. Denn es fühlt sich überhaupt nicht gut an, aus dem Leid anderer dadurch Honig zu saugen, dass es mir nicht so schlecht geht wie ihnen. Aber wenn ich über den Horizont meiner Probleme, Sorgen und Belastungen hinausschaue und mich nur ein wenig einfühle in das, was andere Menschen gerade in diesem Moment auszuhalten habe, dann könnte das hilfreich sein. Für mich, weil es meine Probleme zwar nicht aus der Welt schafft, aber vielleicht ins richtige Verhältnis setzt. Und für die Menschen, auf die ich schaue. Weil ich Mitgefühl, Solidarität und Respekt empfinden könnte, ja vielleicht sogar ihnen helfen möchte. Was dann auch mir wieder ein gutes Gefühl geben könnte. Zwei Beispiele: Rebecca Mar aus dem Südsudan und Carmen Mosqueras aus Kolumbien. Sie könnten genauso aus dem Irak oder aus Syrien sein. Beide Frauen sind zur Zeit in Flüchtlingslagern, beide Frauen haben, so weit sie auch auseinander wohnen, das gleiche Schicksal erleiden müssen.

Und wenn ich nun nicht das Glück hätte als Mann im sicheren Deutschland geboren zu sein, dann könnte es mir heute wie diesen beiden Frauen ergehen: zwischen die Fronten von Männerkriegen geraten, mein Ehemann umgebracht, unser Haus niedergebrannt und ich in die Flucht mit meinen beiden Kindern getrieben.                                                                                          Wenn ich mir das nur ansatzweise durch Herz und Hirn gehen lasse, dann sehen meine Probleme und Belastungen weiß Gott kleiner aus. Und mein Bedürfnis diesen beiden Frauen zu helfen groß.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17883
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