SWR1 3vor8

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„Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Söhnen sind die Zähne stumpf geworden.“ Das Verhältnis zwischen den Generationen muss vergiftet sein, wenn so ein Sprichwort übereinander umgeht: „Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Söhnen sind die Zähne stumpf geworden.“ Die junge Generation hat das Gefühl: Wir sind die Dummen! und klagt: „Die Alten habens verbockt, wir Jungen müssen es ausbaden.“
Dieses giftige Sprichwort steht in der Bibel. Ist 2 ½ tausend Jahre alt. Der Prophet Hesekiel hat diesen Generationenkonflikt festgehalten. Heute ist er Thema in den evangelischen Kirchen.
Schieflagen zwischen den Generationen sind also nicht neu. Aber in der Bibel steht diese böse Erfahrung nicht, damit man sich zurücklehnt und sagt: „Naja, so ist es halt zwischen Alt und Jung.“ Ich verstehe diese Passage als „Frühwarnung“: Passt auf, schon wenn solche Schieflagen entstehen. Man darf sie nicht als gottgegeben hinnehmen. Im Gegenteil: Gott will nämlich was ganz anderes, heißt es dann weiter in der Bibel:
So wahr ich lebe, spricht Gott: So ein Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen müssen. Darum kehrt euch ab von euren Irrwegen, damit ihr nicht aneinander schuldig werdet. Bekehrt euch, dann werdet ihr leben.“
Ich gehöre ja nun auch zur Generation der Väter und Mütter, der 50 und 60 jährigen, und ich denke manchmal: Vielleicht werden unsere Kinder, die 20- oder 30 jährigen einmal genauso über uns klagen: „Ja, unsere Väter und Mütter haben sichs gut gehen lassen aber wir müssen mit den Folgen klar kommen. Sie haben Schulden gemacht, wir zahlen die Zinsen. Für ihre Alterssicherung haben sie gesorgt und wir? Dafür haben sie uns ihre Umweltsünden und die Folgen ihrer Konsumlust vererbt. Nein, saure Trauben haben sie nicht gegessen - wie damals in der Bibel - sondern süße. Aber davon gehen die Zähne bekanntlich auch aus.“
Werden unsere Kinder und Enkel einmal so über uns klagen? Hoffentlich nicht. Damit sie das nicht müssen, darf ich nicht leben, als gäbe es kein morgen.
Die alte Erfahrung aus der Bibel rüttelt auf: Gott hat uns die Klugheit gegeben, damit das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern nicht vergiftet wird.
Gott traut uns zu, Lasten und Möglichkeiten gerecht zu verteilen. Nicht leben als gäbe es kein Morgen oder Übermorgen. Sondern so, dass Zukunft möglich bleibt.
Das ist ein gutes Verhältnis zwischen Älteren und Jungen:
Wenn die Älteren in Würde leben können und alt werden und wenn die Jüngeren ohne zu große Alt-Lasten ihre Zukunft gestalten können. Damit vielleicht ein anderes Sprichwort entsteht: „Die Älteren haben noch gute Zähne und die Jungen können sich auf die Früchte des Lebens freuen.“

Bibeltext:
Und des HERRN Wort geschah zu mir:
Was habt ihr unter euch im Lande Israels für ein Sprichwort:
»Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden«? 
So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel. Denn siehe, alle Menschen gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben. ……
Kehrt um und kehrt euch ab von allen euren Übertretungen, damit ihr nicht durch sie in Schuld fallt.
Werft von euch alle eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel?
Denn ich habe kein Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.

Hesekiel 18, 1-4.30-32

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17871
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