Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Weißt Du woher wir Menschen unseren Bauchnabel haben?“ Mit dieser Frage kam mein Sohn unlängst aus dem Kindergottesdienst. „Natürlich“, sage ich, „von der Nabelschnur. Durch die bist Du ernährt worden, als Du noch in meinem Bauch warst.“ „Falsch“, sagt mein Sohn, „von Gott!“ Und dann hat er mir folgende Geschichte erzählt:
Bevor die Menschen auf die Erde kommen, werden sie nämlich im Himmel erschaffen und auf ein Fließband gestellt. Am Ende des Fließbandes steht Gott und schaut sich jeden dieser Menschen noch einmal ganz genau an. Und wenn er ein Exemplar entdeckt, auf das er ganz besonders stolz ist, stupst Gott den Menschen mit dem Zeigefinger am Bauch an und sagt: „Mensch, dich habe ich ganz besonders lieb“. Und weil zu dem Zeitpunkt die Menschen noch ganz frisch und weich sind, bleibt der Abdruck des Zeigefingers Gottes im Bauch dieser Menschen sichtbar.
Zuerst habe ich nur den Kopf geschüttelt, als Jan mir diese Geschichte erzählt hat. Vor allem, als er dann noch gefragt hat: „Steht das so in der Bibel, Mama?“
„Natürlich nicht“, habe ich gesagt. Aber irgendwie hat die Geschichte mir dann doch gefallen. Denn schließlich ist sie gar nicht weit weg von dem, was die Bibel über Gott und sein Verhältnis zu uns Menschen erzählt.
Natürlich steht da nichts von einem Fließband, an dem Gott steht, um seine frisch erschaffenen Menschen zu begutachten. Aber in der Schöpfungsgeschichte kann man lesen, wie Gott nach der Erschaffung des Menschen zufrieden sein Werk anschaut und sagt: „Das ist sehr gut gelungen!“
Und natürlich steht da nichts von einem Fingerabdruck Gottes auf unserem Bauch, aber von der Hand Gottes ist öfter die Rede. Und auch, dass in Gottes Hand alle Menschen eingeschrieben hat, als Zeichen seiner Liebe zu uns.
Natürlich sind das alles Vergleiche und Bilder und keine Tatsachenberichte. Aber eigentlich ist es ein schöner Gedanke, den Jan da aus dem Kindergottesdienst mitgebracht hat. Dass es für die Liebe Gottes zu uns Menschen nicht nur Worte gibt, die wir in der Bibel nachlesen können, sondern sogar ein sichtbares Zeichen, das uns immer wieder daran erinnert.
Und warum sollte eigentlich nicht unser Bauchnabel solch ein Zeichen sein? Ich fand es auf jeden Fall nett, als mein Sohn mir am nächsten Morgen in den Bauchnabel gestupst und gesagt hat: „Dich hat Gott besonders lieb“. Und ich hab gern zurückgestupst.
Schauen Sie doch mal heute Abend oder morgen früh bei sich nach, wenn Sie sich fertigmachen. Vielleicht entdecken Sie den Fingerabdruck Gottes ja auch auf ihrem Bauch. Und dann wissen auch Sie, dass Sie in den Augen Gottes ein ganz besonderes Exemplar sind!

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