Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Beten für den Ramadan“ stand im Betreff einer Email, die ich vor ein paar Tagen in meinem Postfach gefunden habe. Ach ja, dachte ich, seit Samstag ist ja Ramadan, der Fastenmonat der Muslime.
Mehr als eine Milliarde Menschen muslimischen Glaubens fasten einen Monat lang vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang. Außer Kindern, Altersschwachen und Kranken nehmen sie in dieser Zeit sogar keinen Tropfen Wasser zu sich. Und nach Sonnenuntergang kommt dann das Beste: das Fastenbrechen. Da kommen die Familie zusammen und die Freunde. Und das gute Essen wird nach dem anstrengenden Tag des Fastens ganz bewusst genossen – als gute Gabe Gottes.
Eine schöne Idee, finde ich, unseren islamischen Mitmenschen in diesen für sie so wichtigen und herausfordernden Wochen mit guten Gedanken und Wünschen zur Seite zu stehen. Ich würde mich ja auch freuen, wenn mir ein muslimischer Mensch zu den christlichen Feiertagen alles Gute wünschen würde, frohe Weihnachten oder ein gesegnetes Osterfest.
Gespannt habe ich mir die Broschüre heruntergeladen, die mir laut der Email Anregungen für mein Gebet geben möchte: „30 Tage Gebet für die Islamische Welt“ heißt sie. Aber als ich sie mir näher angeschaut habe, war ich dann doch erstaunt. Denn das Ziel ist nicht ein Segenswunsch für unsere islamischen Mitbürger, sondern das Anliegen, dass „Muslime Jesus begegnen und von ihm verändert werden.“
Ich frage mich: Wäre es in diesen Wochen nicht viel wichtiger, darum zu bitten, dass Christen und Muslime friedlich miteinander leben und sich gegenseitig tolerieren? Gerade jetzt, wo der Frieden in so vielen Gebieten auf der Welt gefährdet ist – auch aus Glaubensgründen!
Der Ramadan ist für die Muslime nicht nur ein Fastenmonat, sondern eine Zeit der Selbstbesinnung, in der bewusst Gemeinschaft und Nächstenliebe gelebt wird! Und diese Erfahrungen sollen eine solche Kraft entwickeln, dass sich der Gläubige davon verändern lässt – auch über die Dauer des Fastenmonats hinaus.
Ich frage mich: Wäre es nicht eine großartige Tat der Nächstenliebe, wenn Christen, Juden und Muslime in diesen Wochen des Ramadan gemeinsam für den Frieden in der Welt bitten würden? Für Frieden im Irak, in Syrien, in Palästina, Afghanistan, Indien/Pakistan, in Nigeria. Wenn wir in diesen Wochen gemeinsam Zeichen setzen würden für den Frieden und dafür, dass eine Verständigung zwischen Menschen verschiedener Religionen gelingen kann. Ich bin überzeugt: dann können wir gemeinsam tatsächlich die Welt verändern.
Der Ramadan dauert noch bis zum 27. Juli. Eine gute Gelegenheit für die islamische Welt zu beten, finde ich. Ich wünsche auf jeden Fall, unseren muslimischen Mitbürgern für diese Wochen eine gesegnete Zeit und dass wir alle zu Friedenstiftern werden!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17815
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