Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich bekenne offen: Ich bin ein Fan von Papst Franziskus.
Ich finde es beeindruckend, welche Zeichen dieser Mann setzt, wie volksnah und menschenfreundlich er ist. Ich nehme ihm ab, dass es ihm wirklich um eine Kirche geht, die sich für Arme und Benachteiligte, für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Und dass er die katholische Kirche wirklich reformieren will. Weniger Pomp, mehr Bescheidenheit, mehr Laienbeteiligung, zumindest im beschränkten Rahmen -, hat Franziskus in seinem Grundsatzpapier vom November letzten Jahres gefordert. Außerdem offenere Strukturen und mehr Entscheidungsspielräume für die Bischöfe vor Ort.
Das macht vielen Katholiken Hoffnung und mir auch. Ich bin gespannt, wie stark sich mit diesem Papst die katholische Kirche verändern wird. Die Macht zu einschneidenden Reformen hätte er. Schließlich sitzt Franziskus auf dem Stuhl Petri, gilt als Nachfolger des Jüngers, dem Jesus selbst versprochen hat: Auf dich will ich meine Kirche aufbauen. Die katholische Lehre schließt daraus, dass Jesus mit diesen Worten Petrus zu seinem Stellvertreter gemacht hat und dass – weil Petrus ja der erste Bischof von Rom gewesen sein soll – diese Zusage seitdem allen Bischöfen von Rom gilt.
Bei aller Hochschätzung für den derzeitigen Papst – das glaube ich als evangelische Christin nun nicht. Für mich ist ein Papst der gewählte Führer der weltweiten katholischen Kirche. Er ist von Gott dafür hoffentlich mit besonderen Gaben ausgestattet. Er ist Nachfolger von Jesus Christus - genauso wie der Apostel Petrus. Und genau wie jeder andere Christ und jede andere Christin.
Heute ist übrigens sein Gedenktag: nicht von Franziskus, sondern von dem Apostel Petrus. Auch in der evangelischen Kirche wird heute an ihn erinnert. Und das mit gutem Grund.
Denn Petrus ist in der Bibel keine Heldenfigur, sondern das Sinnbild eines ganz normalen Christen mit einigen Begabungen, mit halbwegs festem Glauben, aber auch mit Schwächen und Zweifeln.
Genau das berichten die Evangelien der Bibel von Petrus: eine Erfolgsgeschichte, aber nicht die eines leuchtenden Vorbilds, sondern Geschichte eines Mannes, der immer wieder mal versagt und scheitert. Aber Gott lässt ihn trotzdem nicht fallen. Und Jesus hat ihm immer wieder aufs Neue sein Vertrauen geschenkt, trotz aller Fehler und Macken, die Petrus hatte.
Dafür steht Petrus in der Bibel. Und ich finde es schön, dass der Papst genau dafür Zeichen setzt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17814
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