SWR1 3vor8

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Fronleichnam A (Dtn 8,2f.14b-16a)

Wissen Sie, was ich mir denke, wenn einer mit hoch erhobenem Zeigefinger daher kommt? Dem sind wohl die Argumente ausgegangen. Die Folge ist: Ich nehme den Betreffenden nicht mehr ganz für voll und höre meistens auch nicht mehr zu.

Was aber, wenn der, der das tut, im Namen Gott auftritt? In der Bibel wird Gott hin und wieder so charakterisiert. Auch in dem Abschnitt, der heute, an Fronleichnam, in den katholischen Gottesdiensten gelesen wird. Da spricht Mose zum Volk Israel: Nimm dich in Acht, dass dein Herz nicht hochmütig wird und du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst, der dich aus Ägypten, dem Sklavenhaus, geführt hat (Dtn 8,14b).
„Nimm dich in Acht!“ Das sind genau die Töne, die bei mir Widerstand auslösen. Erst recht, wenn er Gott dabei im Mund führt. Der Gott an den ich glaube, setzt mich nicht so unter Druck. Das hat er gar nicht nötig. Mit Gott verbinde ich Barmherzigkeit und Versöhnung. Und gerade keine so menschlichen Drohgebärden, die mir Angst einjagen und mich gefügig machen sollen.

Vielleicht ist es einigen im Volk Israel auch so gegangen, als Mose damals gesprochen hat. Um seinen Argumente nachzuhelfen, baut Mose Druck auf. Menschlich ist das verständlich. Aber zu Gott passt das nicht. So denke ich auf der eine Seite. Auf der anderen merke ich, dass mir manchmal so ein heilsamer Tritt in den Hintern gut getan hat. Dass ich ihn geradezu gebraucht habe, um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Hochmut, diese Gefahr, von der Mose spricht, kenne ich auch. Und mit dem Hochmut einher geht das Vergessen von Anderen und Anderem. Dann kenne ich nur noch mich: meine Stärke, meinen Geldbeutel, meine Leistungen, meine klugen Gedanken. Bis zum nächsten Dämpfer. Der lässt ja selten auf sich warten. Wenn ich mich bloß erinnern würde: Da hab ich jemand beleidigt. Dort war ich froh, dass mir jemand geholfen hat. In solchen Situationen sehe ich ganz schlecht aus, wenn ich einzig und allein in den Spiegel starre.

Heute an Fronleichnam geht es auch darum, Gott nicht zu vergessen. Wie das Volk Israel damals auf seiner Wüstenwanderung in die Heimat werden wir darauf aufmerksam gemacht: dass du den Herrn, deinen Gott, nicht vergisst. Viele sagen heutzutage: Gott brauche ich doch nicht. Wozu auch! Da kann ich nur für mich selbst sprechen: An entscheidenden Stellen in meinem Leben hat er mich regelrecht vor Hochmut bewahrt. Ohne ihn wäre ich nicht so, wie ich heute bin.

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