Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Großes Aufatmen. Endlich sind Ferien!
Heute Mittag um eins fliegen die Schultaschen in die Ecke - für sechs lange Wochen.
Und gleich fühlt sich das Leben ganz anders an. Endlich ausschlafen. Kein Druck mehr. Keine Noten. Kein Üben und kein Pauken. Und selbst wenn das Zeugnis nicht ganz so ausgefallen ist wie erwartet, - egal. Jetzt sind erst mal Ferien!
Das spüren sogar die, die nicht mehr in die Schule gehen. Eltern lassen sich davon anstecken. Und Großeltern finden, jetzt, im Sommer, sei auch für sie Zeit für ein bißchen Urlaub. Überall läuft es etwas gemächlicher als sonst. Sogar in den Geschäften und Betrieben. Das Lebensgefühl ist in den großen Ferien eben einfach ein anderes.
Und was genau ist das? Ein Lebensgefühl?
Astrid Lindgren, die große alte Dame der Kinderbuchliteratur, läßt es die kleine Malin erklären. In ihren Buch Ferien auf Saltkrokan.
"Was ist denn das, ein Lebensgefühl?" fragt Pelle. "Sitzt das in den Händen?"
Malin schaut ihren Bruder zärtlich an. "Bei dir sitzt es, glaube ich, in den Beinen. Wenn du sagst, du hast so viel Gerenne in den Beinen, dann ist das ein Lebensgefühl."

Und in einem anderen Buch von Astrid Lindgren sagt der kleine Rasmus zum Landstreicher: " Ich fühle mich so glücklich um die Füße"...wenn er zusah, wie der Lehmmatsch zwischen den Zehen hervorquoll. "Überhaupt bin ich glücklich am ganzen Körper."
Was Astrid Lindgren hier die Kinder sagen läßt, das erinnert mich sehr an die Psalmen, die Gebete der Bibel. Schon vor fast 3000 Jahren haben Menschen so gefühlt. Zugegeben: vielleicht nicht ganz so konkret wie die Kinder. Aber die Freude am Leben, die spürten sie im ganzen Körper.
Und sie spürten: diese Lebensfreude kommt von Gott. Gott will, dass seine Geschöpfe Freude am Leben haben.
" Mein Leib und meine Seele freuen sich an dem lebendigen Gott" (Ps 84.3) und:
"Dies ist der Tag, den Gott uns schenkt. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein!"(Ps 118.24).

Das Leben unbeschwert und unbelastet zu spüren und zu genießen mit Leib und Seele - für zwei Wochen, für ein paar Tage, oder wenigstens für heute, - das ist ein Gottesgeschenk. Und die Ferien sind genau die richtige Zeit, dieses Gottesgeschenk zu bemerken und anzunehmen. Vielleicht geht es nicht sofort. Vielleicht braucht es etwas Zeit.
Aber wenn Sie, so wie Pelle oder Rasmus, das Leben in den Beinen oder den Zehen spüren, dann können Sie sicher sein. Jetzt sind Ferien.
Und das sind Tage, die Gott uns schenkt. Darum lasst uns freuen und fröhlich in ihnen sein.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1777
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