Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wo will ich im Alter wohnen? Wie will ich leben?
Gott sei Dank ist es heute kein Tabuthema mehr solche Fragen zu stellen. Und mit den Kindern oder mit Freunden gemeinsam zu überlegen, wie das Leben aussehen könnte,
wenn Haus und Garten zu groß werden oder wenn einer alleine zurückbleibt.
Rechtzeitig darüber zu reden und dann ganz konkrete Pläne zu machen, das entlastet beide, die alt werdenden Eltern und die erwachsenen Kinder.

In vielen Städten haben sich in den letzten Jahren Menschen zusammen geschlossen, um ihre eigenen Vorstellungen vom Wohnen im Alter zu verwirklichen. Einer von ihnen, vielleicht der bekannteste, ist Henning Scherf, der ehemalige Oberbürgermeister von Bremen. Zusammen mit Freundinnen und Freunden lebt er in Deutschlands berühmtester Senioren- Wohngemeinschaft. Nicht alle in einer Wohnung. Aber alle in einem Haus mit 5 Wohnparteien. Und mit der Verabredung, jeden Samstag Morgen reihum gemeinsam zu frühstücken und -in vorsichtiger Distanz- am Leben der anderen teilzunehmen. Wenn nötig, wollen sie später gemeinsam eine Haushalts- und
Pflegekraft bezahlen.
Bis dieser Freundeskreis die Wohnform gefunden hatte, die zu ihnen passt, vergingen 5 Jahre. Sie trafen sich, gingen zusammen aus, fuhren miteinander in Urlaub und prüften, wieviel Nähe sie vertragen und ob sie längere Zeit miteinander leben könnten. Manche Freunde sprangen ab, Abstriche mußten gemacht werden.
Aber: Seit 1988 leben sie nun schon zusammen und das mit großem persönlichen Gewinn.
Solche Wohninitiativen, die gibt es mittlerweile in vielen Städten: in Karlsruhe, Ettlingen, Pforzheim, Tübingen, Freiburg, Stuttgart,...
Und immer wurden sie gegründet von Menschen, die für sich beschlossen haben:
Wir warten nicht, bis andere über unser Leben bestimmen. Wir bestimmen es selbst.

Und wenn Sie selbst Interesse haben... Warten Sie nicht, bis irgendwo eine Wohninitiative in Ihrer Nähe entsteht. Gründen sie selbst eine. Fragen sie andere, ob sie Interesse haben. Treffen sie sich regelmäßig, vielleicht im Gemeindehaus Ihrer Kirchengemeinde. Fragen sie nach Wohn- und Finanzierungsberatung beim Diakonischen Werk oder bei der Caritas oder schauen sie im Internet nach unter dem Stichwort " gemeinschaftliches Wohnen" .
Über das Wohnen im Alter nachzudenken ist ein Schritt. Mit den eigenen Kindern und Freunden darüber zu reden ein anderer. Der wichtigste aber ist, dann auch tätig zu werden. Alleine und mit anderen zusammen. Ich finde, das gibt dem Alter die Würde der Selbstbestimmung. Und die steht ihm zu.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1775
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