Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Ich mache mir Sorgen um meine Freundin. Sie ritzt sich mit dem Zirkel die Arme auf. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“ Die Schülerin steht in der Pause vor dem Pult der Relilehrerin und das sagt das fast wie nebenbei. Aber die Religionslehrerin merkt sofort, wie ernst ihr Problem ist.
Fragen wie diese gehören ihrem Alltag als Schulseelsorgerin. Kleine, aber wichtige Sorgen und ernsthafte Probleme und meistens sehr wenig Zeit für eine erste Klärung.
Doch genau für solche kurzen Gespräche zwischen Tür und Angel sind die Schulseelsorger extra ausgebildet. Sie haben gelernt, sehr gut zuzuhören und gemeinsam mit dem Schüler oder der Schülerin zu entscheiden, was jetzt am besten zu tun ist. Und besonders wichtig: sie stehen unter Schweigepflicht, so wie alle anderen kirchlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger auch.
Besonders Jugendliche verbringen heute viel mehr Zeit in der Schule als früher, manchmal 8 oder 9 Stunden. Ihre Schule ist für sie der Lebensraum, in dem sie unter der Woche fast so viel Zeit verbringen wie zu Hause.
Darum muss es in der Schule um mehr gehen als nur um das Lernen von Sprachen und Naturwissenschaften. Es muss auch Raum da sein für die anderen Dinge. Man muss auch lernen, wie man mit einer Enttäuschung umgehen kann, wie man trauert oder wie man einen Streit schlichtet.
Es ist viel, was Kinder und Jugendliche belasten kann: die Scheidung der Eltern, der Leistungsdruck in der Schule, der Unfalltod eines Klassenkameraden, Gewalt und Kriminalität im schlimmsten Fall. In diesen Fällen sind in vielen Schulen in Baden-Württemberg die evangelischen oder katholischen Schulseelsorger da und begleiten ein Kind, das trauert oder einen anderen großen Kummer hat.
Und manchmal begleiten sie auch eine ganze Klasse. Mit Gesprächen und vielleicht auch mit einer Andacht, in der der gemeinsame Kummer vor Gott gebracht werden kann.
Dass Gott für einen Menschen da ist, das wird in der Schule nicht nur unterrichtet, das können die Kinder auch erleben.
Sie erleben, dort, wo meine Eltern mir nicht helfen können, ist auch in meiner Schule jemand für mich da und hilft mir.
Und übrigens, die Schulseelsorger sind nicht nur für die Schülerinnen und Schüler da. Sie haben auch Zeit für die Eltern und für die Lehrer.

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