Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Und wenn ich nicht mehr sein werde, wer wird dann die Familienfeste ausrichten und alle einladen?“ das hat sich die alte Dame gefragt. Sie ist mittlerweile hochbetagt und hat einfach nicht mehr die Kraft, große Familienfeiern auszurichten.
Die Feste in ihrer Familie waren immer eine schöne Sache und alle sind gern gekommen.
Sicher weiß sie auch, dass das nicht immer so gelingt. Es gibt Menschen, die finden Familienfeste schrecklich.
Aber die alte Dame hat das anders erlebt. Und deshalb hofft sie, dass nun die nächste Generation die Verantwortung dafür übernimmt, dass gemeinsam gefeiert wird.
Sie weiß einfach, dass bei einem Fest mehr passiert, als nur Essen und Trinken und gemütlich Zusammensitzen.
So wie Jesus das gesehen hat. Für ihn hat ein gelungenes Fest sogar den Vorgeschmack vom Himmel. „Von Osten und Westen, und von Norden und Süden werden Menschen kommen und sich im Reich Gottes an den Tisch setzen. (Lk 13,29f)“, hat Jesus mal gesagt.
In den schönsten Farben malt er aus, wie die vielen verschiedenen Menschen der Erde doch noch zum Frieden finden. Aus allen Himmelsrichtungen kommen sie zusammen und sitzen friedlich an einem Tisch.  Alle sind willkommen, denn alle sind eingeladen.  Nicht nur die Familienmitglieder, die Freunde, die Landsleute oder die Mitglieder einer Religion. Am himmlischen Tisch sitzen auch die anderen. Denn Gott richtet das himmlische Fest ja für alle aus, die er als seine Familie betrachtet. Von überall her kommen die Menschen zusammen, um zu feiern. Das ist das biblische Bild für den weltweiten Frieden.
Ob wir mit unseren Bemühungen um Frieden unter den Völkern und Religionen jemals da hinkommen, das wage ich kaum zu hoffen.
Aber wer weiß, wie man in der Familie feiert, der hat auch erlebt, wie man unterschiedliche Menschen an einen Tisch bringt. Und was man tun muss, damit sie auch kommen.
Deshalb verstehe ich die alte Dame, die sich Sorgen macht um die Feste in ihrer Familie. Und ich hoffe, es findet sich jemand, der diese Tradition weiter führt.
Denn ich glaube, es ist wirklich wichtig, dass solche Feste immer wieder stattfinden. Und ich finde auch: Für einen solchen Festtag kann man sich ruhig ein bisschen Mühe geben miteinander. Vielleicht finden dann auch die zusammen, die sich sonst lieber aus dem Weg gehen.
Es reicht eben nicht, dass man nur miteinander verwandt ist, man muss auch zusammen kommen und miteinander feiern. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17718
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