SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

(Apg. 10, 24f.)

Petrus sitzt auf dem Dach eines Hauses und betet. Es ist spätnachmittags und er hat Hunger. Auf einmal hat er eine Vision, einen Tagtraum, ein Gesicht oder wie auch immer man es nennen mag: er sieht wie sich der Himmel öffnet und ein ausgebreitetes Leintuch gen Erde schwebt: Auf diesem Leintuch sind verschiedene Tiere und Insekten. Tiere vor allem, die zu essen den Juden verboten waren. Eine Stimme aus dem Himmel sagt ihm aber, dass alle Tiere gegessen werden dürfen, weil sie alle von Gott geschaffen seien und den Menschen auch zur Nahrung. 
Nun könnte man meinen diese Vision des Petrus sei allein dem Hunger geschuldet. Aber wenn man weiß was ihn zu dieser Zeit umgetrieben hat, dann bekommt sie noch eine ganz andere, ja weltverändernde Bedeutung. Für Petrus war es nämlich ein Problem, dass Menschen den neuen christlichen Glauben annehmen wollten, die keine Juden waren wie er und die anderen Apostel. Er und sie alle waren geprägt von ihrer jüdischen Herkunftsreligion. Und in dieser gab es strenge Verbote. Bestimmte Tiere zu essen zum Beispiel. Das galt als Verunreinigung. Oder sich mit Nicht-Juden zu treffen, die als Ungläubige gegolten haben. Und just als Petrus diese Vision hatte, kamen drei Männer. Sie waren Boten des römischen Hauptmanns Cornelius. Er bat Petrus zu ihm zu kommen. Schon wieder eine Herausforderung für Petrus, zu einem Ungläubigen zu gehen, zu einem römischen Besatzer. Aber er ging. Und traf auf einen tief gläubigen Mann, der Christ werden wollte. Dieser hatte, wie er erzählte, fast zur selben Zeit wie Petrus eine Vision. Eine Vision, in der Gott ihn, den Ungläubigen bestärkte, den neuen Glauben anzunehmen. Und als Petrus diese beiden Visionen zusammennahm, „begriff“ er, dass diese Religion durch keine rituellen Verbote aufgehalten werden kann. Und Cornelius wurde Christ, wie nach ihm viele andere Menschen in der ganzen Welt. Ja, und was sagt mir diese Geschichte, die heute in den katholischen Kirchen zu hören ist? Erstens, dass Beten die Seele freimacht. Frei für Visionen, die Zwänge sprengen können. Zweitens: manchmal braucht es Menschen, die mir den Kick geben meine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Und drittens: trifft Vision auf Vision kann das die Welt verändern. Und wenn es erst mal nur meine eigene ist.

Einen schönen Pfingstmontag wünsch ich Ihnen!                                                    

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