SWR1 3vor8

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7. Sonntag der Osterzeit A (Joh 17,1-11a)

Heute ist in den katholischen Gottesdiensten ein Text zu hören, mit dem ich lange nichts anfangen konnte. Er ist so kompliziert, dass ich gar nicht verstanden habe, wer überhaupt spricht. Redet da Jesus selbst? Die Überschrift in der Bibel legt das nahe. Sie heißt: Das Abschiedsgebet des Herrn. Aber warum spricht er dann von sich selbst in der dritten Person, während er im nächsten Augenblick wieder „Ich“ sagt? Das war sehr verwirrend für mich. Dann kommen noch eine ganze Reihe von so großen wie schwierigen Worten dazu: „Ewiges Leben – wahrer Gott“. Ich habe mich immer gefragt, wo ich da anpacken soll, um den Menschen einen guten Gedanken mit auf den Weg zu geben, etwas Praktisches für ihr Leben.

Meine Skepsis ist geblieben. Bis ich eines Tages verstanden habe: Dieser Text des Johannes ist wirklich ein Gebet. Er zeigt Jesus in einer existentiellen Situation. Jesus weiß, dass er sterben muss, und da betet er für die, die er liebt, um die er sich sorgt. Da geht es nicht um Logik oder Theologie. Sondern wir hören zu, wie Jesus seine Sorgen mit Gott teilt. Und dabei geht es eben auch um das ewige Leben. Jesus will, dass die Probleme und Nöte, die er auf der Erde kennen gelernt hat, einmal zu Ende gehen. Dafür setzt er sich bei seinem Vater im Himmel ein. Und macht deutlich: Ewiges und Leben – das gibt es bei Gott.

Jesus nimmt Abschied. Das muss für ihn eine sehr intensive Erfahrung gewesen sein. Und es ist eine Erfahrung, die ich auch kenne. Einem Menschen Lebewohl zu sagen. Und dabei zu wissen: Das ist das letzte Mal. Es wird in diesem Lebenkein Wiedersehen geben. Da komme ich ins Beten. So wie Jesus. Beten für die die mir lieb sind und die bleiben müssen. Wie wird es jetzt für sie weitergehen? Das Leben wird weiterhin schön und schmerzlich sein. Unser Herz ist noch nicht gut. Deshalb packe ich diese Sorgen in meine Gebete. Das Schicksal der Welt liegt allein in Gottes Hand. Auf einmal ist mir das Jesus-Gebet gar nicht mehr fremd. Ich kann es jetzt in meinen eigenen Worten sagen: „Gott, Vater, wenn ich nun nicht mehr für diese Menschen da bin, dann musst du dich auf anderen Wegen um sie kümmern; vergiss das nicht!“

Dieses Gebet ist inzwischen für mich ein großer Trost. Weil auch Jesus vertrauen muss, dass Gott ihn hört. Johannes überliefert keine Gewissheit, keine Antwort. Am Ende steht die Hoffnung. Wenn das auch bei meinen Gebeten so sein darf, dann soll mir das genügen.

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