Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Träume sind Schäume“, heißt ein Sprichwort. Das habe ich auch lange gedacht: Was ich nachts so träume ist manchmal schön, manchmal beängstigend. Ich verarbeite in meinen Träumen, was ich den Tag über so erlebt habe. Aber mehr – so hab ich gedacht - haben mir meine Träume nicht zu sagen.
Bis mir aufgefallen ist: Träume spielen in der Bibel eine erstaunlich große Rolle. Da sind einmal die vielen Träume in der Josefsgeschichte. Seine Träume zeigen Josef die Zukunft. Und dass er auf seine eigenen Träume und auf die Träume von anderen achtet, bewahrt das Land Ägypten vor einer Hungersnot.
Auch im neuen Testament spielen Träume oft eine entscheidende Rolle. Dem Apostel Paulus zum Beispiel erscheint im Traum ein Mann, aus Griechenland, der ihn bittet zu ihm zu kommen. Als Paulus am nächsten Morgen aufwacht, denkt er nicht: Was war das denn für ein seltsamer Traum heute Nacht. Nein, er nimmt seinen Traum ernst und geht mit seinen Begleitern nach Mazedonien. Und so kommt - durch einen Traum - der christliche Glaube nach Europa.
Ich denke jetzt nicht, dass meine Träume mir immer sagen, was ich tun soll. Meistens verstehe ich ja gar nicht so genau, was ich da träume. Aber ich denke, ganz bedeutungslos sind die Träume auch nicht. Besonders wenn die gleichen Träume immer wieder kommen. Wenn ich zum Beispiel regelmäßig träume, dass ich in einem Auto sitze und nicht bremsen kann, dann sollte ich mir schon Gedanken darüber machen, ob das nicht etwas zu bedeuten hat.
In seinem Buch über Träume schreibt der Mönch Anselm Grün (Vom spirituellem Umgang mit Träumen), dass Träume mir viel über mich selbst sagen können. Sie zeigen mir die unbewusste Seite meines Lebens, die mir sonst verborgen bleibt. Zum Beispiel können Träume mir zeigen wie es mir geht oder was mich bewegt und was ich in meinem Leben ändern sollte. So will der Auto-Traum mir vielleicht sagen, dass ich etwas kürzer treten sollte.
Wichtig ist: Welche Bedeutung die Träume haben, muss jeder für sich selbst herausfinden. Ein erster Schritt wäre dabei schon, die Träume nicht einfach als Schäume abzutun. Anselm Grün empfiehlt sogar, sie aufzuschreiben. Und dann kann ich darüber nachdenken, ob mein Traum etwas zu bedeuten hat und was das sein könnte. Und ich kann auch mit Gott darüber reden. Denn es könnte sein, das auch er mir durch meine Träume etwas sagen möchte, wie den Menschen in der Bibel.
Wissen Sie noch, was Sie heute Nacht geträumt haben?

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