SWR1 3vor8

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Man soll Gott mehr gehorchen als den Menschen. Das war der Leitsatz der ersten Christen. Das ist auch heute wichtig, wenn man unter Druck steht und sich entscheiden muss. Privat und politisch. Woran halte ich mich im Zweifelsfall?
Ich finde: Darum geht es an Christi Himmelfahrt. Was genau damals passiert ist – ich kann mir das nicht so richtig vorstellen. Aber ich finde das auch gar nicht so wichtig. Wichtig finde ich, was das bedeutet. Das hat ein Schüler vom Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Ephesus so beschrieben: „Gott hat ihn eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel, über alle Reiche, Gewalt, Macht und Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat.“ (Eph1, 20) Heute wird darüber in den evangelischen Gottesdiensten gepredigt.
Jesus und wie er gelebt und mit den Menschen umgegangen ist, das steht über allem anderen. Jedenfalls für die, die an ihn glauben. Das ist ganz bestimmt nicht der Anfang eines christlichen Gottesstaates. Es soll nicht in Gesetze gegossen werden, was Jesus gelehrt hat. Jesus selbst hat ja gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“.
Andererseits: Wenn ich als Christin auf Jesus vertraue, dann soll ich mich auch daran orientieren, was er vorgelebt hat. Zum Beispiel teilen mit denen, die ärmer sind als ich – und nicht bloß Almosen geben. Oder denen beistehen, die unter die Räuber, unter Schlepper und Ausbeuter gefallen sind – und nicht sie im Mittelmeer ertrinken oder in Lagern verkommen lassen. Das alles gehört zu dem, was Jesus gelehrt hat. Daran sollen Christen sich halten. Und widersprechen, wenn jemand etwas anderes von ihnen verlangt. Nicht bloß im Privatleben. Sondern auch da, wo sie politisch oder beruflich engagiert sind und in der Öffentlichkeit stehen.
Das ist längst nicht so selbstverständlich, wie es klingt. Und oft auch nicht ungefährlich. Als sich z.B. in Deutschland der verbrecherische Geist der Nazis auch in der Kirche auszubreiten begann, da haben Christen in Wuppertal Barmen ihr Bekenntnis veröffentlicht. Das war heute vor 80 Jahren. In dem heißt es: „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird,  … [ist es]… den wir zu hören, dem wir… zu vertrauen und zu gehorchen haben. Es ist falsch, auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anzuerkennen“ Mit den anderen Mächten und Gestalten waren die Nazis gemeint.“[1]
Jesus steht für Christen über allem anderen. Ich finde, das ist auch heute wichtig. Das bedeutet für mich Himmelfahrt.

[1] Die Theologische Erklärung von Barmen findet sich z.B. im Evangelischen Gesangbuch, Nr 836

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17653
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