Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Eine Mutter hat mir erzählt, dass sie von ihren Kindern überrascht wurde, die freiwillig und ohne jede Aufforderung aus der Spülmaschine das saubere Geschirr ausgeräumt hatten.
Und was hat sie gemacht? „Toll“ hat sie gesagt, „aber warum habt ihr nicht auch das dreckige Geschirr wieder eingeräumt?“
Die Kinder waren nicht mehr sehr motiviert, überhaupt noch irgendetwas im Haushalt zu tun und schuld daran war dieses „Aber“.
Das ist ein gefährliches Wort. Es schränkt ein, es macht die großen und schönen Dinge oft so klein.
Ich liebe dich, aber ich finde es fürchterlich wie du dich anziehst.
Ich mag dein Lachen, aber muss es so laut sein?
Das hast du toll gemacht, aber es geht noch besser…
Nur zu oft stehen hinter solchen Sätzen bestimmte Vorstellungen, wie wir etwas oder gar den anderen Menschen gern hätten.
Es reicht nicht wie er ist. Richtig gut wäre er erst, wenn…
Solche Vorstellungen können zu Bedingungen werden. Das muss gar nicht so gemeint sein, aber es kommt so an:
Ich liebe dich, aber erst dann, wenn du dich vorteilhafter anziehst.
Ich lobe dich für das, was du getan hast, aber nur, wenn du versprichst es das nächste Mal noch besser zu machen.
Das würde kaum jemand so deutlich sagen, in dem Wörtchen „aber“ steckt allerdings genau das drin: Liebe, die an Bedingungen geknüpft ist.
Das passt nicht recht zusammen: Liebe und Bedingungen.
Von Gott kenne ich das ganz anders. Er sagt einfach: „Ich liebe dich!“ Und wenn ich dann sage: „Ja, aber ich bin doch nicht perfekt!“ Dann sagt er: „Und das stimmt auch. Na und?“
Gott verzichtet auf das „aber“. Er liebt bedingungslos.
Und er bleibt ehrlich. Es stimmt ja, dass ich nicht perfekt bin. Es ist ja wahr, dass ich sogar ziemlich viel Mist baue. Gott sagt nicht aber. Er sagt das eine: Ich liebe dich. – kein wenn, kein aber. Höchstens ein „und“.
Ich habe mir deshalb vorgenommen, selbst auch auf das „aber“ zu verzichten, wann immer es die schönen und großen Dinge klein macht. Das ist gar nicht so einfach! Ein erster Schritt ist es für mich, das „Aber“ durch ein „Und“ zu ersetzen. „Ich mag dein Lachen. Und es ist ziemlich laut.“ Klingt gleich ein bisschen anders, oder? Das ist ein Anfang. Und: Den Rest lerne ich vielleicht auch noch, nämlich auf Bedingungen zu verzichten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17620
weiterlesen...